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Reisen: Warum uns der Jetlag unterschiedlich plagt

Vielflieger kennen den Effekt: Reisen nach Osten verursachen einen schlimmeren Jetlag als jene nach Westen. Schuld daran ist unser Gehirn.
Eine Flugreisende schläft am Flughafen

Langstreckenflüge nach Westen verkraftet unser Körper besser als entsprechende Reisen weit nach Osten – zumindest plagt einen der Jetlag Richtung Bangkok oder Tokio stärker als in New York oder Quito. Woran das liegt, könnten Michelle Girvan von der University of Maryland und ihr Team zumindest teilweise geklärt haben: Mit Hilfe eines mathematischen Modells zeigen sie, dass spezielle Zellen in unserem Hirn unterschiedlich auf die Reiserichtung reagieren und unsere innere Uhr entsprechend beeinflussen. Diese Oszillatorenzellen genannten Taktgeber passen sich nicht schnell genug an die Zeitverschiebung an, was unseren Stoffwechsel, Wachzeiten und andere Körperfunktionen durcheinanderbringt. Für jede Zeitzone, die wir queren, sollen wir dem Körper daher jeweils einen Tag Anpassung gönnen, lautete bislang einer der Tipps gegen den Jetlag, damit sich unser zirkadianer Rhythmus wieder einspielt.

Nach Osten reicht dies allerdings nicht aus, weil die verantwortlichen Neurone nicht exakt auf einen 24-Stunden-Tag eingetaktet sind. Ohne äußere Einflüsse wie Tageslicht folgen sie eher einem 24,5-Stunden-Zyklus, wie vorherige Studien ermittelt hatten. Für Menschen ist es daher einfacher, ihren Tag zu verlängern, wenn sie nach Westen fliegen, als diesen auf einer Reise Richtung Osten zu verkürzen. Mit Hilfe ihres Modells berechneten Girvan und Co, wie lange Reisende sich erholen müssen, wenn sie mehrere Zeitzonen rasch überwinden. Richtung Amerika dauert es bei drei Zeitzonen demnach etwas weniger als vier, bei sechs Zeitzonen rund sechs Tage. Nach Osten hingegen braucht es dagegen mehr als vier beziehungsweise sogar acht Tage, damit sich die innere Uhr wieder einstellt.

Überlagert werde das Ganze aber noch durch individuelle Unterschiede, da jeder Mensch einen eigenen zirkadianen Rhythmus aufweise, erläutern die Wissenschaftler. Je besser er mit dem 24-Stunden-Tag übereinstimmt, desto rascher vergehe der Jetlag, so die Forscher. Weicht er dagegen noch stärker ab, stellt sich auch der Körper schwerer um. Allerdings beruhen diese Ergebnisse bislang nur auf einer Modellrechnung und wurden nicht experimentell abgeglichen: Es wurde also nicht vorab ermittelt, welchen inneren Rhythmus Passagiere haben und wie lange anschließend ihr Jetlag andauert. Dabei wirkt sich ein Jetlag nicht nur auf das akute Wohlbefinden aus: Unter anderem wird diskutiert, ob er bei Vielreisenden dazu beitragen könnte, dass diese eher Fettleibigkeit entwickeln, weil der Stoffwechsel ebenfalls aus dem Takt gerät.

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