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Verhaltensforschung: Wedel-Wissenschaft

Elena Bernard

Am Ende haben wir Hundehalter den besten Freund seit Jahrhunderten missverstanden: Denn Wedeln ist nicht gleich Wedeln. Laut Forschern um Giorgio Vallotigara von der University of Trento macht es einen wichtigen Unterschied, ob sich die Rute beim Wedeln stärker nach rechts oder nach links bewegt. Wenn sich ein Hund beispielsweise über das Auftauchen seines Besitzers freut, wedelt er eher nach rechts. Trifft er dagegen einen unsympathischen Artgenossen, bewegt er die Rute stärker auf seine linke Seite. Andere Hunde wissen das und reagieren unterschiedlich, je nachdem zu welcher Seite ihr Gegenüber wedelt – sogar wenn es sich nur um eine Hundesilhouette auf einer Leinwand handelt, wie in dem Experiment, dass Vallotigaras Team durchführte. Sahen die Vierbeiner ein Video von einem rechtswedelnden Hund, blieben sie völlig entspannt. Auf Linkswedeln dagegen reagierten sie ängstlich.

© Current Biology, Siniscalchi et al.
Wedelnder Hund

Nach Ansicht von Vallotigara und seinen Kollegen hängt das asymmetrische Wedeln mit der Aktivität bestimmter Gehirnareale zusammen. Ist die rechte Hirnhälfte aktiv, die für zurückhaltendes Verhalten zuständig ist, geht der Schwanz stärker nach links und umgekehrt. Ob es wohl Hunde gibt, bei denen die Gehirnhälften vertauscht sind, quasi "Linkswedler"? Und wenn ja, werden sie dann ständig von Artgenossen missverstanden?

Wie auch immer: Ich bin jedenfalls sensibilisiert und werde unseren Sandor ab jetzt genau beobachten, um herauszufinden, was er so von seinen Gassi-Bekanntschaften hält. Hauptsache, er wedelt bei meinem Anblick nicht nach links. Sonst müsste ich mir wohl Gedanken um seinen Seelenfrieden machen.

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