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Stadtökologie: Weißmalerei mit Folgen

Santorini

Städte sind Hitzeinseln in der Landschaft: Die dunklen Dächer, Straßen und Parkplätze speichern große Teile der eingestrahlten Sonnenenergie und geben sie als Wärmestrahlung wieder ab. Verglichen mit dem grünen Umland – wo Vegetation und Böden zudem kühlenden Wasserdampf abgeben – liegen ihre Durchschnittstemperaturen meist um mindestens ein bis zwei Grad Celsius höher. Vor allem im Sommer und nachts macht sich dieser Effekt bemerkbar und belastet die Gesundheit. Um dem entgegen zu wirken, haben Klimaforscher bereits des Öfteren vorgeschlagen, möglichst viele Flächen weiß zu streichen. Diese Methode könnte allerdings nicht nur die Stadttemperaturen erträglicher gestalten, sondern auch die regionalen Niederschläge negativ beeinflussen, geben Matei Georgescu von der Arizona State University in Tempe und seine Kollegen.

Santorini | Traditionell verputzen die Griechen ihre Häuser mit weißem Kalk: Das reflektiert die Sonnenstrahlung und mindert die Erwärmung.

Die Forscher betrachteten für ihre Studie den so genannten "Sonnenkorridor" Arizonas im Südwesten der Vereinigten Staaten, dessen Städte Phoenix, Tucson, Prescott und Nogales zu den am schnellsten wachsenden Bevölkerungszentren der USA gehören. Mit dem Wachstum einher geht eine zunehmende Versiegelung und Abdunkelung der Flächen, da Teer und Beton die eher helle Wüste mit ihrer spärlichen Vegetation ersetzen. Tatsächlich könnte ein großflächiger weißer Anstrich die prognostizierte Aufheizung der entstehenden Megametropole mit neun Millionen Menschen reduzieren, so Georgescu und Co: Im besten Fall ließe sich die sommerliche Erwärmung damit um die Hälfte auf zwei Grad Celsius reduzieren – ansonsten könnten die Temperaturen um bis zu vier Grad Celsius über dem Umland liegen.

Doch keine Wirkung ohne Nebenwirkung: Die hitzedämpfende Maßnahme kann auch den Wasserkreislauf der Region beeinflussen und die Niederschlagsmengen reduzieren – nicht unbedingt die besten Nachrichten in einer Wüstenregion, die ohnehin bereits mit Wassermangel zu kämpfen hat. Durch die zunehmende Versiegelung reduziert sich laut den Berechnungen die Verdunstung bereits um 12 Prozent, weil weniger Wasserspeicher im Boden angezapft werden können. Stattdessen läuft das Wasser schneller oberflächlich ab und steht später nicht mehr zur Verfügung.

Ein zusätzlicher Rückgang um vier Prozent trete zudem bei großflächiger Weißmalerei ein, so Georgescu: Die verstärkte Reflektion des Sonnenlichts verändert demnach zum einen ebenfalls die Verdunstung, weil weniger Strahlung in Wärme umgewandelt wird. Und zum anderen beeinträchtigt die erhöhte Albedo das kleinräumige Zirkulationsgeschehen und die Konvektion feuchter Luft, so dass sich womöglich weniger regenbringende Wolken über den Städten bilden.

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