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News: Weitere Resistenz gegen HIV

Einige Menschen sind auf natürliche Weise gegen das AIDS verursachende HI-Virus resistent, trotz häufigen Geschlechtsverkehrs mit HIV-positiven Partnern. Eine genetische Mutation, die in der Bevölkerung Nordeuropas häufig vorkommt, ist teilweise für diese Resistenz verantwortlich, aber sie erklärt nicht alle Fälle. Eine zweite Mutation, die Resistenz gegen die Infektion durch HIV verleiht, wurde nun identifziert.
Um Menschen zu infizieren, muß das HI-Virus in die weißen Blutkörperchen eindringen. Das erste Stadium der Infektion ist dadurch gekennzeichnet, daß sich das HI-Virus auf der Außenseite der Blutzelle an bestimmte Proteine bindet. Eine Veränderung dieser Rezeptoren, die dadurch vom Virus nicht mehr erkannt werden, ist der Schlüssel zur Resistenz gegen die Infektion.

Verschiedene Typen von weißen Blutzellen (Leukocyten) besitzen unterschiedliche Oberflächen-Rezeptoren und werden auch von unterschiedlichen Stämmen des HI-Virus erkannt. Der Stamm, der durch Geschlechtsverkehr am häufigsten weitergegeben wird und im Frühstadium der Infektion vorherrscht, ist der Typus HIV-1 (die wichtigste Form des Virus beim Menschen). Dieses Virus greift Makrophagen an. Diese Zellen sind eine Art räuberischer weißer Blutzellen, die normalerweise Eindringlinge verschlingen und Bruchstücke einiger Proteine der Fremdstoffe dem Immunsystem präsentieren.

Damit HIV-1 in Makrophagen eindringen kann, muß es sich zuerst an den primären CD4-Rezeptor binden, anschließend an den CCR5-Corezeptor. Diese Rezeptoren dienen normalerweise dazu, die weißen Blutkörperchen bei Bedarf zu aktivieren. Das HIV besetzt sie jedoch, um die Zellen eindringen zu können.

Bislang wurde herausgefunden, daß Fälle von Resistenz durch eine Mutation des CCR5-Rezeptors verursacht werden. Menschen besitzen zwei Kopien des CCR5-Gens, je eine von Mutter und Vater ererbt. Bei etwa einem Prozent der Bevölkerung fehlt eine kurze Sequenz des CCR5-Gens vollständig in beiden Kopien. Dadurch sind alle von ihnen gebildeten CCR5-Rezeptor-Proteine verstümmelt. Obwohl dies die normale Funktion der Blutkörperchen nicht zu beeinflussen scheint, kann das Virus nicht an sie binden.

Offensichtlich gibt es jedoch auch Menschen, die gegen eine HIV-Infektion resistent sind, obwohl sie diese spezielle Mutation nicht aufweisen oder nur eine mutierte Kopie des CCR5-Gens besitzen anstatt zwei. Dies führte zu dem Verdacht, daß es auch andere Mutationen gibt, die Menschen gegen eine HIV-Infektion resistent machen können. Eine zweite Mutation im CCR5 wurde inzwischen von Caroline Quillent und ihren Kollegen vom Centre Intégré de Recherches Biocliniques sur le SIDA (CIRBS) am Hôpital St. Joseph in Paris identifiziert (The Lancet vom 3. Januar 1998).

Die Forscher untersuchten die Empfindlichkeit von isolierten Makrophagen gegen eine HIV-Infektion. Das Blut wurde von Freiwilligen gespendet, deren Partner HIV-positiv sind, die aber nie selbst eine Infektion bekamen. Man fand heraus, daß die Blutzellen eines der untersuchten Männer vollständig gegen eine Infektion durch HIV-1 resistent waren. Er besaß aber ein vollständiges CCR5-Gen. Die Forscher untersuchen deshalb die Sequenz der anderen Gene und fanden eine Stelle, an der eine Mutation im Gen stattgefunden hatte.

Trotz ihrer geringen Größe hat diese Mutation einen drastischen Effekt. Wenn das Gen in die Erbinformation des Rezeptor-Proteins kopiert wird, dann bewirkt es einen Abbruch der Transkription. Das Protein ist deshalb viel kürzer, als es sein sollte und für das Virus nicht wiederzuerkennen. Diese Mutation, bekannt unter dem Namen m303, tritt relativ oft auf, nur ungefähr 10 oder 20mal weniger häufig als die Mutation des CCR5-Gens. Blutzellen, die aus dem Blut der Schwester dieses Mannes gewonnen wurden, zeigten dieselbe Resistenz gegen eine Infektion.

Ein Verständnis des Ausmaßes und der Ursache angeborener Resistenz gegen eine HIV-Infektion ist für die Vorbereitung wirksamer klinischer Tests von entscheidender Bedeutung.

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