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Kosmologie: Weltall ist nicht klein und gekrümmt

Das Universum ist offenbar nicht so klein und in sich selbst gekrümmt, wie Wissenschaftler vor kurzem vermutet haben. Die Auswertung geringfügiger Schwankungen in der Intensität der kosmischen Hintergrundstrahlung – einer Art "Echo" des Urknalls – hatte sie zu der Hypothese geführt, der Weltraum sei eine endliche Hypersphäre, die dem Betrachter eine Unendlichkeit nur vortäuscht. Ganz ähnlich stößt ein Reisender auf der Erde, der sich stetig nach Osten bewegt, an keinen "Anfang" oder "Ende" des Globus und erreicht schließlich seinen Ausgangspunkt wieder aus dem Westen kommend. Um eine Dimension erweitert sollte dies auch auf das Universum zutreffen: Beim Blick in jede beliebige Richtung ist keine Grenze zu entdecken, doch erscheinen Objekte mehrfach in verschiedenen Richtungen am Himmel, da der Beobachter sie auf unterschiedlichen Wegen sehen kann.

Eine Gruppe von Kosmologen um Neil Cornish von der Staatlichen Universität Montana hat diese Hypothese nun widerlegt. Die Forscher suchten in der detailgenauen Karte der Wilkinson Microwave Anisotropy Probe nach sich wiederholenden kreisförmigen Mustern in den Schwankungen der kosmischen Hintergrundstrahlung. Sie konnten jedoch keinerlei statistisch bedeutsame Übereinstimmungen finden, sagt Cornish. Nach seinen Berechnungen hat das Weltall mindestens einen Durchmesser von 78 Milliarden Lichtjahren – viel mehr als die 28 Milliarden Lichtjahre, die derzeit mit Teleskopen sichtbar sind.

Die Idee des kleinen, komplex gekrümmten Universums ist damit vom Tisch. Was bleibt, ist die Frage, wie groß das Weltall nun wirklich ist und welche Form es hat. Eben noch viel Arbeit für Theoretiker und praktische Beobachter.

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