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Impfen: Wie Impfgegner Eltern auf ihre Seite ziehen

Verursacht Impfen Autismus oder Hirnschäden? Zahlreiche Studien widerlegen diese Behauptungen. Impfgegner stellen sie dennoch als Tatsachen dar.
Spritze liegt auf Impfpass

Im Jahr 2010 musste das Journal "The Lancet" eine Studie zurückziehen, die 1998 behauptet hatte, dass ein gängiger Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln das Autismusrisiko erhöhen würde: Die Arbeit weise offenkundige Fehler, "unethische Forschungsmethoden" und eine "unverantwortliche Darstellung der Ergebnisse" auf, so die Herausgeber. Dennoch verwenden Impfgegner sie bis heute als Beleg dafür, dass Vakzine Kindern nicht nur nicht nützen würden, sondern ihnen sogar schaden. Sie verkaufen damit eine offenkundige und vielfach widerlegte Behauptung als wissenschaftliche Tatsache, um besorgte Eltern auf ihre Seite zu ziehen und zu überzeugen. Zwei Drittel aller von Meghan Moran von der Johns Hopkins University und Co untersuchten einschlägigen Websites präsentierten diesen Zusammenhang mit Autismus fälschlicherweise als Fakt, wie die Forscher auf der Jahrestagung der American Public Health Association in Chicago berichteten.

Das Team hatte rund 500 Anti-Impf-Seiten im Internet untersucht, die sie unter dem Stichwort Impfgefahr oder Impfrisiken auf verschiedenen Suchmaschinen aufgestöbert hatten. In der Mehrzahl handelte es sich dabei um persönliche Seiten, Blogs oder Facebook-Gruppen, die überwiegend Falschinformationen als wissenschaftlich gesicherte Fakten darstellten – ohne dafür entsprechende seriöse Quellen zu nennen. Ein Drittel der Seiten versuchte die Wirkung dieser Fehlinformationen mit Hilfe von Anekdoten zu verstärken, die einzelne Fälle von tatsächlichen oder vermeintlichen Impfschäden beschrieben. Neben dem Autismusrisiko fanden sich vor allem Hinweise auf verbreitete Hirnschäden durch Vakzine: Diese Warnung tauchte auf 40 Prozent der Seiten auf, sie ist jedoch ebenfalls nicht wissenschaftlich belegbar. Wiederholt vermischten die Impfgegner ihre Agenda mit Hinweisen auf eine gesündere Lebensführung, was in der breiten Öffentlichkeit einen – berechtigterweise – guten Ruf hat: etwa Stillen von Babys oder Konsum von Obst und Gemüse, was das Immunsystem stärken und damit Impfungen überflüssig machen soll.

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