Unser Mond hat keine Atmosphäre, um ihn herum wabern aber neben wenigen Gasmolekülen auch Myriaden feiner Staubpartikel, wie Forscher aus den Daten der 2014 auf dem Erdtrabanten zum Absturz gebrachten Sonde LADEE schließen konnten. Das exakte Woher und Wohin des Staubs blieb aber schleierhaft – vor allem deshalb, weil die feinsten Partikel wohl schubweise von auf dem Mond einschlagenden Kleinstkörpern nachgeliefert werden und dann recht dynamisch um den Mond tanzen, wie NASA-Forscher nun nach einem noch genaueren Blick auf die Daten von LADEE schlussfolgern.

Astronauten hatten schon in den 1960er Jahren bei mehreren Apollomissionen gemeint, nahe dem Mond Staub im All erkannt zu haben: Sie vermuteten ihn als Ursache eines spukhaften Leuchtens über dem Mondhorizont, das sie gelegentlich bei Sonnenaufgang beobachten konnten. LADEE hatte 2014 zwar tatsächlich Staub, nicht aber die für ein solches Leuchten verantwortlichen Partikel nachweisen können: Die Sonde fing mit ihrem Lunar Dust Experiment (LDEX) rund 140 000 feinste Teilchen mit über 300 Nanometer Durchmesser ein, die wohl beim Aufprall von Meteoroiden auf dem Mond aufgewirbelt werden. Allerdings dürfte ein Phänomen wie die zu Apollozeiten beobachtete Lichtstreuung erst bei einer deutlich höheren Dichte von Teilchen in relativer Mondbodennähe auftreten.

Für die neue Auswertung konzentrierten sich NASA-Forscher nun auf Daten, die ein zweites Instrument von LADEE gesammelt hatte, das Ultraviolet-Visible Spectrometer (UVS), welches mit einem Teleskop anhand von Lichtbrechungen feinere Staubschleier erfasste. Die Auswertung zeigt, dass auch viele winzige Partikel von 20 bis 30 Nanometer Durchmesser in wechselnden Wolkenformationen um den Mond ziehen. Sie werden dabei immer wieder von Einschlägen und passierenden Meteorschauern aufgewirbelt, so die Forscher, die Messungen vor und nach der Passage der Quadrantiden-Meteore auswerten konnten. Insgesamt sei auch eine echte Nichtatmosphäre um Himmelskörper ohne Gashülle dynamischer, als es auf den ersten Blick scheint. Denkbar ist demnach, dass ebenso das abendliche Mondleuchten zu Apollozeiten tatsächlich von lokal aufgewirbelten Staubwölkchen gestreut wurde, die gerade zum richtigen Zeitpunkt kurz für die notwendigen Licht streuenden Bedingungen gesorgt haben.