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Linguistik: Wirtschaftswachstum wird Sprachenvielfalt zum Verhängnis

Sprachen sterben vor allem in wirtschaftlich gut entwickelten Regionen aus – und in solchen, die gerade auf dem Weg dorthin sind.
Reden im Gleichtakt

Nicht nur bedrohte Tierarten, sondern auch Sprachen können aussterben, wenn es niemanden mehr gibt, der mit ihnen als Muttersprache aufwächst. Schuld daran sind vor allem wirtschaftliche Entwicklungen, sagen nun Forscher um Tatsuya Amano von der University of Cambridge. Die Wissenschaftler sammelten dazu Daten über die Anzahl an Muttersprachlern von rund 90 Prozent aller 6909 Sprachen, die schätzungsweise auf der Welt gesprochen werden. Bei immerhin 649 dieser Sprachen gelang es ihnen auch zu ermitteln, wie stark diese jeweils wuchsen oder bereits auf dem Rückzug waren, berichtet das Wissenschaftsmagazin "Science". Außerdem betrachteten Amano und seine Kollegen verschiedene wirtschaftliche Faktoren wie etwa das Bruttoinlandsprodukt des Landes, in dem die Sprache natürlicherweise gesprochen wird oder den Grad der Globalisierung.

Dabei zeigte sich, dass das Wirtschaftswachstum besonders stark mit dem Untergang von Sprachen korreliert. Besonders bedroht sind laut den Forschern indigene Sprachen in wirtschaftlich gut entwickelten Gebieten wie im Nordwesten von Nordamerika oder im Norden von Australien. Aber auch Regionen, in denen gerade ein wirtschaftlicher Wandel starrfindet wie in den Tropen, könnten der Sprachvielfalt zum Verhängnis werden.

Dass beim Untergang von Sprachen häufig wirtschaftliche Faktoren eine Rolle spielen, konnten Forscher auch bereits in der Vergangenheit zeigen – allerdings nur an einzelnen Beispielen. Denn je mehr Staaten wirtschaftlich wachsen oder je stärker sie einen Aufschwung anstreben, desto stärker setzten sich auch dominanten "Weltsprachen" wie Englisch oder Mandarin durch. Amano und seinem Team ist es nun gelungen, diesen Trend erstmals auch als globales Phänomen zu verorten.

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