Direkt zum Inhalt

News: Wo sind all die Blumen hin?

Die Auswirkungen von Klimaveränderungen auf unsere Umwelt sind schwer vorauszusagen. Daher ließen Wissenschaftler auf kalifornischen Wiesen Temperaturen, CO2-Werte und Niederschläge schon mal ansteigen - und konstatierten einen deutlichen Rückgang der Biodiversität.
Klimaexperiment der <i>Stanford University</i>.
Vorhersagen über die Auswirkungen von Klimaveränderungen stehen auf tönernen Füßen – zu komplex sind die klimatischen Wechselwirkungen, zu vielfältig die kleinräumigen Veränderungen. Aber dass sich gewisse Parameter ändern werden, scheint schon jetzt sicher: Temperaturerhöhungen von mehr als einem Grad Celsius, Zunahme des atmosphärischen CO2-Gehalts um das Doppelte, vermehrter Eintrag von Stickstoff-Verbindungen sowie um 50 Prozent höhere Niederschläge in manchen Gegenden der Erde – das könnten Umstände sein, mit denen nicht nur die Menschen, sondern auch ganze Ökosysteme in Zukunft zurechtkommen müssen.

Zumindest kleinräumig konnten Erika Zavaleta von der Stanford University und ihre Mitarbeiter diese Bedingungen schon jetzt im kalifornischen Grasland Wirklichkeit werden lassen. Dazu behandelten sie 36 Testflächen von je knapp sechs Quadatmetern Größe einzeln oder in Kombination mit CO2, Infrarotlampen, Stickstoffdünger und Wasser.

Bereits nach drei Jahren hatte sich die Artenzusammensetzung der Testflächen drastisch geändert: Auf Flächen, die von allen vier Parametern der künstlichen Klimaveränderung gleichzeitig betroffen waren, sank die Artenvielfalt der Wildblumen um mehr als ein Viertel. Allein gesteigerte CO2- und Stickstoff-Werte bewirkten bereits einen Rückgang der Wildblumen-Vielfalt von 10 bis 20 Prozent.

Dabei zeigte der Mini-Klimawandel unterschiedliche Auswirkungen auf die einzelnen Pflanzengruppen: Grasarten beispielsweise reagierten generell weniger empfindlich als die meisten Wildblumen-Arten. "Das könnte fatale Auswirkungen auf die Funktion von Graslandökosystemen haben", betonte Zavaleta. Besonders durch den Verlust der Wildblumenvielfalt seien viele Insekten, Vögel und Säuger des Graslands bedroht.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind dabei aber nicht pauschal auf die globale Situation zu übertragen: Eine Temperaturerhöhung beispielsweise könnte in kälteren Gebieten durchaus für eine Erhöhung der Biodiversität sorgen. Und ein Mehr an Niederschlag kann in feuchten Gebieten ganz andere Auswirkungen auf die Pflanzenwelt zeigen als im sommertrockenen Kalifornien – wo die künstliche Bewässerung der Testflächen sogar eine Zunahme der Artenvielfalt bewirkte.

Ob das globale Klima die Bedingungen des Modellversuchs nachvollziehen wird oder nicht – eine Prognose wird auf jeden Fall eintreffen: Nicht nur die Temperaturen werden zunehmen, sondern auch die hitzigen Kontroversen über die Folgen eines Klimawandels.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.