Direkt zum Inhalt

Widerstandsfähiges Leben: Zäher Landpilz wächst nach Millionen Jahren im Meeresboden

Manches Leben ist nicht totzukriegen. Zum Beispiel dieser japanischer Spaltblättling: 20 Millionen Jahre ohne Sauerstoff in der durchwalkten Erdkruste tief unter dem Meer steckt der Pilz schon mal weg.
Meer

Die Sporen eines besonders zähen Vertreters landlebender Pilze sind vor Millionen Jahren vom Meer verschlungen worden, überdauerten im Meeresboden – und keimten nun, nachdem japanische Geologen sie bei Probebohrungen aus dem Sediment und testweise auf Kulturmedien gepflanzt haben. "Womöglich haben wir hier eine alte Pilzspezies entdeckt, die schon lange vor der Geburt der Menschheit existierte", kommentiert Fumio Inagaki vom JAMSTEC, der staatlichen japanischen Behörde für Ozean- und Geoforschung, gegenüber der japanischen Zeitung "Asahi Shimbun".

Die Geologen hatten bereits im Jahr 2012 rund 80 Kilometer vor dem Nordosten der japanischen Hauptinsel Honshū in rund 1200 Meter Meerestiefe einen guten Kilometer tief in Sedimente gebohrt und verschiedene Bodenproben ans Licht gebracht. Darin waren ihnen auch Sporen von wohl insgesamt 69 verschiedenen offensichtlich einst landlebenden Pilzarten aufgefallen. Der Meeresboden an dieser Stelle war vor rund 20 Millionen Jahren vom Meer überspült worden, als sich die japanischen Inseln bildeten. Alle Sporen wurden in Kulturmedien gesetzt – und einer, ein Vertreter der Gattung Schizophyllum, wuchs daraufhin tatsächlich zu einem rund ein Zentimeter hohen Pilzkörper heran.

Den Forschern ist völlig unklar, wie die Sporen derart lange im Boden überdauern konnten. Die angebohrte, selbst rund 250 Millionen Jahre alte geologische Formation gehörte einst wohl zur eurasischen Landmasse, wurde dann überflutet und ist schließlich im Lauf der Zeit durch Bewegungen der Erdkruste unter ozeanische Sedimentschichten geschoben worden. Neben dem mechanischen Stress, dem die sporenhaltigen Bodenschichten ausgesetzt waren, fehlte jeglicher Sauerstoff, zudem herrschen in dieser Tiefe Temperaturen von zwischen 50 und 60 Grad Celsius – keine besonders lebensfreundlichen Bedingungen also. Trotzdem können sogar lebende Bakterien jahrmillionenlang überleben, so die japanischen Forscher – und verweisen auf Studien, die zeigen konnten, dass die Sporen von Bakterien mit der Hilfe von Salzkristallen im Gestein vielleicht in der Lage waren, hunderte Millionen Jahre zu überdauern. Über andere nachweislich besonders langlebige Dauerformen des Lebens verfügen auch Wasserflöhe, die 700 Jahre überstehen, oder die rund 2000 Jahre lang keimfähigen Samen der Echten Dattelpalme Phoenix dactylifera – nichts allerdings gegen die Millionen Jahre Leben unter dem Meer von Schizophyllum.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.