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Kometen: Zerbricht Komet Elenin?

Komet Elenin
Komet Elenin wird leuchtschwächer | Der australische Amateurastronom Michael Mattiazzo nahm den derzeit nur von der Südhalbkugel aus sichtbaren Kometen Elenin am 19. August 2011 (links) und am 22. August 2011 auf. Deutlich lässt sich die Helligkeitabnahme des Kometen erkennen, obwohl er sich weiter der Sonne näherte und daher stärker aufgeheizt wurde und somit eigentlich heller werden müsste.
Auf Fotografien, die im Laufe der vergangenen Woche gewonnen wurden, ist ein deutlicher Helligkeitsverlust des Kometen Elenin oder C/2010 X1 zu erkennen. Zudem zeigt sich seine Koma zunehmend verlängert und diffus – ein Hinweis, dass sich der Kern des Kometen auflöst. Es ist daher damit zu rechnen, dass Elenin nach seiner nächsten Annäherung an die Sonne endgültig zerstört oder in mehrere Fragmente zerfallen sein wird. Direkte erdgebundene Beobachtungen sind derzeit schwierig, da sich Elenin in Sonnennähe aufhält.

Deshalb wird er vor allem von den Kameras der STEREO-Satelliten, die eigentlich der Sonnenbeobachtung dienen, beobachtet. So konnten die Astronomen verfolgen, wie der Komet am 19. August 2011 von einem starken Sonnenflare und einem koronalen Materieauswurf getroffen wurde. Dabei leuchtete der Schweif des Kometen kurzzeitig auf – um in den folgenden Tagen rapide an Helligkeit zu verlieren. Von ursprünglich 8 mag ist seine Helligkeit innerhalb weniger Tage um wenigstens eine Größenklasse gefallen.

Sonnensonde Stereo-B beobachtet Komet Elenin | Die Sonnensonde Stereo-B, die der Erde auf ihrer Bahn hinterher läuft, konnte den Kometen Elenin aus einem Abstand von wenigen Millionen Kilometern verfolgen.
Darüber, was genau vor sich geht, kann man vorläufig nur Vermutungen anstellen. Der australische Amateurastronom Ian Musgrave hält es für wahrscheinlich, dass die Teilchen des Sonnensturms ein plötzliches Austreten von Eis verursacht haben könnte. Dies würde das vorübergehende Aufleuchten des Schweifs erklären. Nach diesem Ereignis nahm die Eruption von Gas und Staub ab, wodurch sich der Helligkeitsverlust erklären könnte. Möglicherweise ist der Sonnensturm auch Auslöser für das sich nun abzeichnende Auseinanderfallen des Kometenkerns.

Dass Kometen bei der Annäherung an die Sonne auseinander brechen, ist nicht ungewöhnlich. Sie bestehen meist nur aus lose gebundenem Material, aus dem bei der Annährung an die Sonne zunehmend Fontänen aus Gas und Staub schießen. Im Jahr 2000 zerbrach Komet C/1999 S4 LINEAR ebenfalls beim Anflug auf die Sonne. Der Komet 73P/Schwassmann-Wachmann zerfiel über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren in eine große Zahl von Fragmenten, von denen die beiden größten bei ihrem letzten Vorbeiflug an der Erde im Frühjahr 2006 um 5 mag hell leuchteten.

C/2010 X1 wurde am 10. Dezember 2010 durch den russischen Amateurastronomen Leonid Elenin entdeckt. Er verwendete dazu ein ferngesteuertes Teleskop im US-Bundesstaat New Mexico. Es handelt sich um einen "neuen" Kometen, der zum ersten Mal in Sonnennähe gerät. Zur Zeit ist er nur für Beobachter auf der Südhalbkugel der Erde sichtbar. Während des Periheldurchgangs bleibt Elenin für Beobachter auf der gesamten Erde unsichtbar und lässt sich nur mit Raumsonden wie STEREO verfolgen. Anfang Oktober wird er schließlich auch in Europa am Morgenhimmel beobachtbar.

Bis zum 19. August ging man davon aus, dass C/2010 X1 dann unter günstigen Umständen, also ohne störendes Mondlicht und fern von Lichtverschmutzung, auch mit dem bloßen Auge sichtbar werden könnte. In jedem Fall sollte er ein einfaches Objekt für Fernglasbeobachter und Besitzer kleiner und mittlerer Teleskope werden. Es bleibt nun abzuwarten, ob es dazu kommt. Die kommende Woche wird für das "Überleben" des Kometen Elenin entscheidend sein. In keinem Falle aber wird Elenin, wie verschiedentlich kolportiert und im Internet verbreitet wurde, mit der Erde kollidieren. Er wird unseren Planeten am 16. Oktober in einer sicheren Distanz von 34 Millionen Kilometer passieren – nur möglicherweise nicht in einem Stück.

Jan Hattenbach

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