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Grüne Gentechnik: Zulassung für GMO-Senf in Indien rückt näher

Ein gentechnisch veränderter Hybridsenf soll indischen Landwirten in Zukunft höhere Erträge bringen. Doch ein entscheidendes Gerichtsurteil steht noch aus.
Senfpflanze, Senfkörner und Löffel mit Senfpaste auf einem Holztisch.

Seit Jahren ringen in Indien Befürworter und Gegner um die Zulassung genetisch veränderter Nahrungsmittelpflanzen in der Landwirtschaft. Nun könnte der erste für den Verzehr angebaute Organismus bald auf den Feldern des Subkontinents wachsen – wenn der Oberste Gerichtshof zustimmt. Das Komitee zur Bewertung von Gentechnik (GEAC) des indischen Umweltministeriums hatte bereits am 11. Mai 2017 empfohlen, die an der University of Delhi entwickelten Senfsorte zum kommerziellen Anbau freizugeben. Nun muss noch der indische Umweltminister Harsh Vardhan die Genehmigung unterzeichnen – er werde aber die noch ausstehende Grundsatzentscheidung des Gerichts abwarten, hieß es aus dem Ministerium. Die neuen Senfsorten sollen Indiens Abhängigkeit von importierten Speiseölen verringern.

Die vor der Zulassung stehende Senfsorte DMH-11 soll die Erträge der Ölpflanze gegenüber bisherigen Sorten erheblich steigern. Dafür sorgt allerdings nicht die genetische Veränderung, sondern der Heterosis-Effekt, der auch bei konventionellen Feldfrüchten eine große Rolle spielt: Hybride zweier Sorten der gleichen Pflanze bringen oft weit mehr Ertrag als die Elternlinien. Bei Senf war es allerdings bisher sehr schwer, Hybride zu erzeugen, denn die Blüten der Pflanze bestäuben sich selbst.

Abhilfe bietet das barnase-barstar-System, das auf einem Toxin-Antitoxin-System des Bakteriums Bacillus amyloliquefaciens basiert. Das in den Senf übertragene barnase-Gen macht die männlichen Blüten unfruchtbar, so dass man dieser Pflanze Pollen einer anderen Linie übertragen kann. In den Hybridnachkommen jedoch müssen die männlichen Blüten wieder funktionieren, weil sich sonst die ölhaltigen Samen nicht entwickeln. Die zweite Elternlinie von DMH-11 trägt deswegen das Gen barstar, das als Antitoxin den Effekt von barnase neutralisiert. Die Technik ist im mit Senf verwandtem Raps seit 20 Jahren in Gebrauch. Wann das höchste Gericht seine Entscheidung fällen wird, ist unklar: Einige der Klagen sind seit 2005 anhängig.

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