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Gender: Zumindest beim Alkohol schließt sich die Geschlechterlücke

Völlige Gleichberechtigung im Beruf oder bei den Löhnen ist noch lange nicht erreicht. Dafür schließt sich leider bei ungesundem Verhalten die Lücke zwischen Mann und Frau.
Eine bunt gemischte Gruppe trinkt fröhlich Rotwein

Wenn es im gegenwärtigen Tempo weitergeht, sollte es noch 170 Jahre dauern, bis weltweit vollständige Geschlechtergerechtigkeit bei Bildung oder Arbeit hergestellt ist. Zumindest in einem Punkt schließt sich die Lücke jedoch schnell, wie eine Studie von Tim Slate von der University of New South Wales und seinem Team zeigt: Frauen holen beim Alkoholkonsum deutlich auf und schädigen damit ihre Gesundheit bald ähnlich stark wie Männer. Slate und sein Team verglichen dazu 68 Studien aus 36 Ländern, die insgesamt vier Millionen Menschen und Geburtsjahrgänge von 1891 bis 2001 umfassen. In der Generation der kurz nach 1900 Geborenen lag die Wahrscheinlichkeit, dass Männer tranken, 2,2-mal höher als bei den Frauen. Und wenn sie tranken, dann konsumierten sie auch eher riskante Mengen. Hier lag die Wahrscheinlichkeit sogar 300 Prozent höher, was dafür sorgte, dass sie 3,6-mal eher an alkoholbedingten Krankheiten litten.

Diese Lücke hat sich in den letzten Jahrzehnten beträchtlich verringert: Gegen Ende des 20. Jahrhunderts tranken Männer nur noch 1,1-mal eher Bier, Wein und Schnaps als Frauen – und konsumierten diesen nur noch mit einer 20 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit in gesundheitsgefährdendem Ausmaß. Noch dramatischer fällt die Angleichung bei krankhaftem Alkoholismus aus, dem Männer mittlerweile nur mehr mit 30 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit anheimfallen. Frauen holten demnach seit 1966 stetig auf, so die Autoren. Doch seit 1991 sei nochmals ein starker Anstieg des weiblichen Alkoholkonsums zu beobachten. Das spiegele sich in der Werbung wider, die vermehrt auf Frauen als Zielgruppe für Spirituosen und Co setze. Umgekehrt würden Männer verstärkt auf ihre Gesundheit achten und weniger trinken. Die Lücke schließt sich also durch zwei unterschiedliche Trends. Bedenklich ist der Konsum jedoch weiterhin in beiden Gruppen.

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