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Alzheimerdemenz: Zuviel des Guten

Alzheimerdemenz könnte auf überzähligen Chromosomen beruhen.
Karyogramm
Die degenerative alzheimersche Krankheit beruht vielleicht auf einer chromosomalen Hirnentwicklungsstörung, haben Wissenschaftler der Universität Leipzig entdeckt. Demnach könnten so genannte hyperploide Neurone mit überzähligen Chromosomenpaaren das neuronale Massensterben verursachen.

Als sie die Gehirne von verstorbenen Alzheimerpatienten in verschiedenen Stadien der Krankheit untersuchten, fanden Thomas Arendt und seine Kollegen speziell in den Anfangsphasen der Krankheit wesentlich mehr hyperploide Zellen als normal. Statt eines doppelten Chromosomensatzes – wie in gesunden Zellen – besitzen diese Neurone eine Vielzahl der Erbgutträger. Hyperploide Zellen kommen auch im gesunden Gehirn vor, sie sterben jedoch ab. Die Forscher vermuten, dass das Gehirn nur eine bestimmte Anzahl der veränderten Neurone toleriert. Bei Alzheimerpatienten könnte diese natürliche Toleranzgrenze überschritten sein.

Interessant ist die Entdeckung vor allem deshalb, weil sich die atypischen Neurone schon zu einem Zeitpunkt anhäuften, als bei den Betroffenen noch gar keine Symptome auftraten. Wenn die erhöhte Anzahl an hyperploiden Zellen schon während der kindlichen Hirnentwicklung entsteht, wäre eine Frühdiagnose der Krankheit denkbar. Therapiert werden könnte sie jedoch nicht – Hyperploidie ist irreversibel.

Ob die Chromosomenstörung zwingend die Krankheit auslöst, wissen die Forscher noch nicht. Auch über schädliche Einflüsse während der Schwangerschaft, die zu einer solchen Entwicklungsstörung beim Embryo führen könnten, lässt sich bisher nur spekulieren. (sz)

Arendt, T. et al.: Selective Cell Death of Hyperploid Neurons in Alzheimer's Disease. In: American Journal of Pathology 177(1), S. 15-20, 2010.

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