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Artenschutz: Zweifel an Wiederentdeckung des Elfenbeinspechts

Ende April machte die Nachricht von der Sichtung eines Elfenbeinspechts (Campephilus principalis) weltweit Schlagzeilen, da die Art mehr als sechzig Jahre nicht mehr sicher nachgewiesen wurde und als ausgestorben galt. Nun ziehen aber drei Biologen um Richard Prum von der Yale-Universität die korrekte Identifizierung des damals von John Fitzpatrick und seinen Kollegen von der Cornell-Universität vorgelegten Videomaterials in Zweifel.

Nach Meinung des Teams um Prum reichen die Beweise nicht aus, um den gesichteten Vogel eindeutig dem Elfenbeinspecht zuzuordnen. Stattdessen soll es sich demnach um den verwandten Helmspecht (Dryocopus pileatus), eine häufige Spezies, handeln. Sie ähnelt dem Elfenbeinspecht, ist aber kleiner und hat schwarze, nicht weiße Handschwingen. In ihrer eigenen Analyse des Videos kommen die Ornithologen zu dem Schluss, dass diese Unterschiede auf den im Bild nur unscharf zu sehenden Vogel zutreffen und er deshalb ein Helmspecht sein muss. Fitzpatricks Mannschaft dagegen hat gerade dies durch nachgestellte Szenen mit bewegten Modellen der beiden Arten zu klären versucht – mit ihrem Ergebnis, dass nur ein Elfenbeinspecht in Frage kam.

Neben dem Video beruhte die Veröffentlichung der Wiederentdeckung auf weiteren Sichtmeldungen der beteiligten Forscher, charakteristischen, auf Tonband aufgezeichneten Trommelgeräuschen sowie typischen Hackspuren an toten Bäumen, doch der Film war das wesentliche Beweisstück. In Erwiderung des kritischen Berichts hat Fitzpatrick nun ebenfalls eine neuerliche Antwort angekündigt, die wiederum einen weiteren Kommentar von Prum nach sich ziehen soll. Alle drei Stellungnahmen sollen innerhalb des nächsten Monats in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden. Fitzpatrick hat zudem in der New York Times "bedeutende neue Beweise" für die fortgesetzte Existenz des Elfenbeinspechts angekündigt.

Dieser Disput über die Wiederentdeckung hat auch wirtschaftliche und naturschützerische Konsequenzen, denn die amerikanische Regierung hat bereits begonnen, Gelder zum Schutze des fraglichen Sumpfwaldes in die Region umzuleiten. Außerdem setzte seit der Meldung ein verstärkter Zustrom von Naturtouristen in diesen Teil des Bundesstaats Arkansas ein.

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