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Halogene: Chlor

Symbol: Cl
Kategorie: Halogene
Ordnungszahl: 17
Relative Atommasse: 35,4527
Schmelzpunkt: 172,17 K
Siedepunkt: 238,55 K
Dichte: 1,565 g cm-3
Elektronegativität: 2,8
Ionisierungsenergie: 12,967 eV
Konfiguration: [Ne] 3s² 3p5
Oxidationszahlen: 7, 5, 3, 1, -1
Atomradius: 99,4 pm
Ionenradius: 181 pm (-1)

Der nachfolgende Artikel ist dem Lexikon der Chemie entnommen.

Explodierende Riesensterne und Supernovae des Typs Ia produzieren Chlor. Auf der Erde sind die Ozeane das bedeutendste Reservoir, kaum ein anderes Element zeigt so eine starke Neigung, am Wasserkreislauf teilzunehmen. Chlor ist entgegen dem Anschein auf der Erde allerdings ungewöhnlich rar: Nur ein Zehntel der Menge, die man auf dem Planeten erwarten würde, ist tatsächlich vorhanden. Weshalb das so ist, ist unbekannt – aber wenn es anders wäre, dann enthielten die Ozeane vermutlich zu viel Salz, als dass Leben hätte entstehen können.

Chlor ist eines der reaktivsten Elemente, es kommt auf der Erde weit überwiegend in Form von Chlorid vor, dem einfach negativ geladenen Ion. Die meisten dieser Salze sind in Wasser gut löslich, ebenso wie Chlorwasserstoff, der in Wasser gelöst Salzsäure bildet. Salzsäure ist eine der wichtigsten technischen Chemikalien. In der Natur kommt Chlorwasserstoff in vulkanischen Gasen und im Magensaft von Wirbeltieren vor. Chlorid ist für irdische Organismen ein essenzieller Nährstoff.

Man gewinnt Chlor, indem man die Natriumchlorid aus Meerwasser abscheidet und elektrolysiert. Chlor ist ein gelb-grünes Gas und ein starkes Oxidationsmittel. In hohen Konzentrationen ist es extrem giftig. Deswegen kam es im ersten Weltkrieg als einer der ersten chemischen Kampfstoffe. Ein deutscher Chlorgas-Einsatz mit insgesamt 168 Tonnen flüssigem Chlor am 22. April 1915 gilt als Beginn der modernen chemischen Kriegführung. Angeblich setzt die syrische Regierung im Bürgerkrieg Chlorgas als chemischen Kampfstoff ein. Die Wirkung von Senfgas basiert auf der Reaktivität chlorierter Kohlenwasserstoffe.

Chlor ist eines der wichtigsten Elemente für die Herstellung spezialisierter Moleküle für Technik und Medizin. Bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts waren Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) eine der wichtigsten Anwendungen fluorierter Moleküle. Man setzte sie als Kühlmittel, Treibgase, Löschgase, Lösungsmittel und zum Aufschäumen von Kunststoffen ein, bis sie wegen ihrer Wirkung auf die Ozonschicht weitgehend verboten wurden. Für den Ozonabbau sind vor allem die unter UV-Strahlung freigesetzten Chlor-Radikale verantwortlich, deswegen sind auch andere chlorhaltige Verbindungen potenziell gefährlich für die Ozonschicht.

Viele Moleküle, die Chlor enthalten, sind reaktionsfreudig und gehen unter milden Bedingungen gut kontrollierbare chemische Reaktionen ein. Gleichzeitig sind sie gut zu handhaben. Deswegen nutzt man solche Moleküle für viele chemische Prozesse; viele Produkte, die selbst kein Chlor enthalten, basieren auf chlorhaltigen Zwischenprodukten. Anorganische Chlorverbindungen und Chlorgas selbst dienen als Desinfektions- und Bleichmittel, zum Beispiel in Schwimmbädern – wo gelegentlich allerdings unerwünschte Nebenprodukte entstehen. In der Geschichte der modernen Medizin spielen chlorhaltige Desinfektionsmittel eine entscheidende Rolle; Ignaz Semmelweis, der erstmals die Rolle von Ärzten als Überträger von Krankheiten erkannte, nutzte zum Beispiel in Wasser gelöstes Chlorgas, um die Übertragung von Kindbettfieber zu verhindern.

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