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Cannabis

Eine Krankheit kommt selten allein – diese Beobachtung machen Ärzte und Patienten häufig. Sowohl seelische und körperliche Erkrankungen als auch verschiedene psychische Störungen wie Depressionen und Angststörungen treten oft gemeinsam auf. Ebenso greifen Heranwachsende mit psychischen Problemen verstärkt zu Cannabis. Dennoch werden Therapeuten und Pädagogen selten spezifisch auf diese Doppeldiagnosen vorbereitet, davon ist der Autor Michael Büge überzeugt. Der erfahrene Psychologische Psychotherapeut greift das Problem daher in seinem Praxisbuch auf.

Büge geht zunächst auf Fragen ein, die im Kontakt mit Konsumenten besonders oft auftauchen – seien sie von Patienten oder von Betreuern und Behandlern. Zwei Beispiele: Macht Kiffen abhängig? Und wie greift das aus der Hanfpflanze gewonnene Cannabis beziehungsweise der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol in die Psyche ein? In diesem Zusammenhang stellt der Autor anschaulich das so genannte Suchtdreieck aus Individuum, Droge und Umfeld vor. In ebenso verständlicher Form erklärt er, wie Cannabis das Belohnungssystem im Gehirn ankurbelt.

Keine pauschalen Antworten

Anschließend geht der Autor der Frage nach, ob der Konsum für psychisch erkrankte Menschen besonders gefährlich sei. Das lasse sich nicht pauschal beantworten. Das Risiko, in eine Abhängigkeit zu geraten, sei jedoch nicht zu unterschätzen. Der Leser – hier dürfte Büge gezielt auch Mitarbeiter in Drogenberatungsstellen ansprechen wollen – lernt an dieser Stelle unter anderem die wichtigsten Charakteristika von Depression, Persönlichkeitsstörungen, Angsterkrankungen, ADHS und Psychosen kennen. Letzteren widmet der Autor ein eigenes Kapitel. Zudem beschäftigt sich Büge mit der Frage, wie Eltern, Betreuer und Therapeuten den Betroffenen am besten helfen können, und macht Vorschläge für ein konkretes Vorgehen.

Auf nur rund 150 Seiten gelingt es dem Autor, kompetent und verständlich in die Thematik einzuführen. Man merkt, dass der Psychologe und Psychologische Psychotherapeut selbst in der Jugend- und Drogenhilfe tätig ist. Die vielen Fallbeispiele tragen nicht nur hervorragend zum Verständnis bei. Vielmehr machen sie das Buch gleichermaßen lesenswert für Berufsanfänger, Quereinsteiger, Laien und langjährig psychiatrisch Tätige.

Fragen können sich allerdings bei den sparsam dosierten Abbildungen auftun, bei denen eine vollständigere und verständlichere Beschriftung wünschenswert gewesen wäre. Ebenso mögen sich manche mit den Anregungen für die Gesprächsführung schwer tun. Was es mit der motivierenden Gesprächsführung auf sich hat und wie sich diese bei Cannabis-Konsumenten nutzen lässt, dürfte Laien nicht klar werden.

Trotzdem: Der Psychotherapeut verdeutlicht, dass es wichtig ist, ins Gespräch zu kommen und zu bleiben. Auch wenn die Beratung nicht leicht sei und an den individuellen Fall angepasst werden müsse. Dass es dem Autor Freude bereitet, den Weg zu einer positiven und selbstbestimmten Veränderung zu ebnen und zu begleiten, nimmt man ihm ab.

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