Direkt zum Inhalt

Gefesseltes Genie

Hätte Stephen Hawking einen Wunsch frei, dann würde er wahrscheinlich an den Rand des Universums fliegen, um zu sehen, wie es dahinter weitergeht. Hawking, der wohl berühmteste lebende Physiker, genialer Geist und gefangen in einem reglosen Körper, gibt nicht auf, die gewaltige Natur des Universums zu ergründen und die Grenzen der Erkenntnis zu sprengen. Wenig ist ihm geblieben, um mit seiner Außenwelt zu kommunizieren. Seit 1963 an amyotropher Lateralsklerose erkrankt, ist er an den Rollstuhl gefesselt und kann maximal noch zwei bis drei Worte pro Minute mit Hilfe eines Sprachcomputers artikulieren, den er über die Augen steuert. Trotzdem hat er viele populärwissenschaftliche Bücher verfasst, sein wohl berühmtestes "Eine kurze Geschichte der Zeit" wurde millionenfach verkauft.

Wissenschaftsjournalist und Buchautor Rüdiger Vaas widmet sein neues Werk dem genialen Physiker. Darin erklärt er die Grundlagen der Kosmologie, beschreibt die Entstehung des Universums, erläutert das Konzept der Schwarzen Löcher und das Phänomen Zeit. Immer wieder geht Vaas darauf ein, welche Überlegungen sich Hawking dazu gemacht hat, wo er geniale Einfälle hatte – und wo er irrte.

Im Bluff mit Einstein und Newton

Das Büchlein ist bewusst locker verfasst und mit witzigen, farbenfrohen Zeichnungen illustriert. Grüne Marsmännchen schweben neben den Textblöcken, Schwarze Löcher verschlucken Alltagsgegenstände, und man erblickt Hawking beim Pokerspiel mit Albert Einstein, Isaac Newton und dem Androiden Data (eine berühmte Szene aus "Star Trek"). Hinzu gesellen sich Hawking-Zitate, die den Physiker oft als selbstironischen Zeitgenossen erscheinen lassen. Am Ende jedes Kapitels wartet ein Hawking-Quiz, in dem man testen kann, was man bei der Lektüre im Gedächtnis behalten hat.

Obwohl das Buch viel einfacher geschrieben ist als die populärwissenschaftlichen Werke von Hawking selbst, sollte man ein wenig physikalische Vorbildung mitbringen. Spätestens wenn es um Schwarze Löcher und Relativitätstheorie geht, wird es auch mal anspruchsvoll.

Zu den Themen, mit denen Hawking sich beschäftigt hat, gehören das Phänomen Zeitreisen und die Zukunft der Menschheit, wie aus dem Buch hervorgeht. Der Physiker ist überzeugt, dass wir die Erde früher oder später verlassen müssen, um zu überleben. Er hält es auch für möglich, dass Außerirdische die Menschheit versklaven, und sieht es äußerst skeptisch, dass wir mit Radiosignalen gezielt versucht haben, auf uns aufmerksam zu machen.

"Einfach Hawking" ist kurzweilig und aufschlussreich, gewährt Einblicke in die Gedankenwelt des Physikers und stellt dazu wichtige fachliche Grundlagen vor. Etwas zu kurz kommt Hawkings Biografie, doch das Werk regt dazu an, des Wissenschaftlers eigene Bücher in die Hand zu nehmen und tiefer in die Materie einzusteigen.

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Liebes Gehirn, konzentrier dich doch mal!

Unser Gehirn empfängt ununterbrochen Reize aus unserer Umgebung. Wie können wir trotzdem fokussiert sein und uns auf bestimmte Dinge konzentrieren? In dieser Ausgabe der »Woche« widmen wir uns dem Phänomen der Aufmerksamkeit und Konzentration. Außerdem: Neutrino-Experiment KATRIN bekommt Konkurrenz.

Sterne und Weltraum – Supernovae Ia: Wie schnell expandiert das Universum?

Ein »Jugend forscht«-Gewinner stellt sein Projekt vor, in dem er mit mehreren Supernovae Ia die Hubble-Konstante berechnet. Wir berichten über eine neue Hypothese zu schnellen Radioblitzen und präsentieren das Wendelstein-Observatorium in den Bayerischen Alpen. Woran wäre die Landung der Raumsonde SLIM fast gescheitert? Und wie baut man sich eine Ministernwarte im Garten?

Spektrum der Wissenschaft – Das Geheimnis der Dunklen Energie

Seit ihrer Entdeckung ist der Ursprung der Dunklen Energie rätselhaft. Neue Teleskope und Theorien sollen Antworten geben. Außerdem: Mit DNA-Spuren aus Luft oder Wasser lässt sich die Verbreitung verschiedenster Arten störungsfrei erfassen. Lassen sich riesigen Süßwasservorkommen, die unter mancherorts unter dem Meeresboden liegen, als Reserven nutzen? RNA-Ringe sind deutlich stabiler als lineare RNA-Moleküle und punkten daher als Arzneimittel der nächsten Generation. Ein Mathematiker ergründete auf Vanuatu, wie die Sandzeichnungen der Bewohner mit mathematischen Graphen zusammenhängen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.