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Wegweiser im Medikamentendschungel

Missstände im Gesundheitssystem gibt es viele. Pharmaunternehmen beispielsweise publizieren oft geschönte Studien und stellen Arzneistoffe besser dar, als sie sind. Auch werden etliche Nachahmer-Präparate, so genannte Generika, auf Grundlage gefälschter Studien zugelassen und müssen später wieder vom Markt genommen werden. Zwar betonen die zuständigen Behörden in solchen Fällen beinahe reflexhaft, es habe keine Gefahr für die Gesundheit der Patienten bestanden. Skepsis ist aber angebracht.

Denn zahlreiche Medikamente haben unerwünschte Nebenwirkungen – von vergleichsweise harmlosen wie Kopfschmerz bis hin zu potenziell lebensbedrohlichen wie einer medikamentös induzierten Agranulozytose, einer starken Verminderung der Granulozytenzahl im Blut, die mit beeinträchtigter Körperabwehr und der Gefahr tödlicher Infektionen einhergeht. Aufschlussreich und fesselnd beschreibt Journalistin Cornelia Stolze solche Nebenwirkungen anhand von echten Fallgeschichten. Sie gibt Tipps für den Umgang mit häufig verordneten Medikamenten und listet Arzneien auf, deren Anwendung ungewollte Begleiterscheinungen zeitigt. Die Leser werden so in die Lage versetzt, gut informiert und angemessen skeptisch in die nächste Sprechstunde oder Apotheke zu gehen.

Die Kraft im Patienten

In der Rolle der Enthüllungsjournalistin benennt Stolze, wer ihrer Meinung nach schuld an den Problemen im Gesundheitssystem ist. Allerdings neigt sie hier zu starken Vereinfachungen. Als Übeltäter macht sie die Pharmaindustrie mit ihren intransparenten Studien aus sowie die Ärzte, die in blindem Vertrauen auf diese Studien vermeintlich bessere Präparate verschrieben, ohne deren Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu kennen.

Abschließend formuliert die Autorin 12 Regeln für den Arztbesuch, die einen unter anderem dazu befähigen sollen, Symptome richtig zu beschreiben. Dies, betont Stolze, sei von größter Wichtigkeit für den Mediziner, um eine korrekte Diagnose zu erstellen und die passenden Präparate zu verschreiben. Schon der berühmte Paracelsus habe im 16. Jahrhundert erkannt: "Die Kraft des Arztes liegt im Patienten". Stolzes trägt dem Rechnung, indem sie mit ihrem Buch darauf hinwirkt, Kranke zu mündigen, mitdenkenden Patienten zu machen. Obwohl sie dabei nicht durchweg überzeugt, gelingt es ihr unterm Strich recht gut.

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