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Alltägliche Ethik

Sollte man zu viel Wechselgeld zurückgeben? Philosophische Gedankenspiele zu moralischen Entscheidungen.

Es ist Freitagnachmittag, und erst, als wir den Supermarkt schon verlassen haben, bemerken wir, dass die unfreundliche Kassiererin uns 30 Cent zu viel Wechselgeld herausgegeben hat. Was tun? Umkehren und den Zorn der anderen Kunden und womöglich auch der gestressten Kassiererin auf sich ziehen oder das Geld behalten und damit eventuell der Kassiererin schaden? Mit diesem Gedankenspiel beginnt Volker Ladenthin, Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Bonn, seine Einführung in die Ethik. Immer wieder, so der Autor, überlegen wir in ganz alltäglichen Situationen, wie wir richtig handeln sollen – manchmal ohne uns dessen bewusst zu sein. Auf gut 200 Seiten erklärt er, welche ethischen Prinzipien wir dabei zu Rate ziehen sollten und inwiefern unsere Gesellschaft auf diesen beruht.

Dafür stellt Ladenthin insgesamt 86 Regeln für ethisches Handeln auf und begründet diese. Sie lauten beispielsweise "Weil alles relativ ist, können wir es stets besser machen" oder "Wir können immer nur vernünftig sein". Dafür zieht er Aussagen und Geschichten von berühmten Philosophen zu Hilfe und gelangt schließlich zu vier Richtlinien für sittliches Verhalten. Unter anderem müsse, was wir tun, sachlich richtig sein und die Würde des Menschen achten. Weiterhin erklärt der Autor, warum eine Gesellschaft ethische Grundsätze in Gesetzen zusammenfasst und weshalb es einer sittlichen Politik bedarf. In einem Kapitel argumentiert er außerdem, wieso ein säkularer Staat die Religion braucht, um zur Sittlichkeit motiviert zu werden. Weshalb diese Rolle die Religion und nicht die Philosophie einnehmen kann oder soll, leuchtet an dieser Stelle jedoch nicht wirklich ein.

Ladenthin vermittelt in lockerem Ton und verständlicher Sprache die Grundprinzipien der Ethik. Doch hätte die Erklärung der Begriffe "Moral", "Ethik" und "Sittlichkeit" zu Anfang des Buchs ausführlicher ausfallen können, vor allem da sich das Werk an philosophische Laien wendet. Schuldig bleibt er dem Leser auch die Antwort darauf, ob man – den 86 Ethikregeln zufolge – der Kassiererin die 30 Cent hätte zurückgeben sollen.

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