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Achtarmige Wunderwesen

Tintenfische sind wohl die intelligentesten Wirbellosen auf der Erde – allen voran ihre bekanntesten Vertreter: die Kraken, auch Oktopoden genannt. Spätestens nach dem ersten Kapitel dieses Buchs dürfte auch der letzte davon überzeugt sein. Sy Montgomery, Autorin von mehr als zwanzig Tierbüchern, nimmt ihre Leser mit auf eine Reise: Sie will die Welt dieser Kopffüßer erkunden. Hierfür lernt die amerikanische Psychologin in einem Aquarium mehrere Oktopoden und ihre Pfleger kennen, trifft Forscher und schwimmt mit freilebenden Tieren in Mexiko und Französisch-Polynesien.

Hauptschauplatz und Ort der ersten Begegnung ist das New England Aquarium in Boston. Dort trifft sich die Autorin nicht nur einmal mit den Tieren. Über Jahre hinweg geht sie immer wieder mit den dort lebenden Kraken auf Tuchfühlung, lässt sich von hunderten Saugnäpfen erschmecken und von neugierigen Blicken beäugen. Während sie beschreibt, wie weich sich ein solches Tier anfühlt, wie es sich verhält und wie unterschiedlich es auf verschiedene Menschen reagiert, erfährt man ganz nebenbei zahlreiche biologische Fakten. So lernt man, dass Oktopoden drei Herzen besitzen, ihr Gehirn um den Hals gewickelt tragen und unglaublich stark sind.

Außerdem vermittelt der Band gute Einblicke in die Herausforderungen eines Aquariumbetriebs. So ist es gar nicht einfach, für Kraken ein ausbruchsicheres Becken zu bauen und dafür zu sorgen, dass ihnen nicht langweilig wird.

Erzählende Darstellung

Im Gegensatz zu vielen anderen populärwissenschaftlichen Büchern bietet dieses nicht nur eine beschreibende Aneinanderreihung wissenschaftlicher Ergebnisse, sondern eine echte Geschichte. Es geht um Freundschaften, Persönlichkeiten, schwierige Entscheidungen, Liebe und Tod. Dank Montgomerys empathischer und poetischer Art kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Man möchte wissen, was die neugierige Krakendame Kali so alles anstellt, wie die schüchterne Karma in ihrem neuen Zuhause zurechtkommt und was mit der fürsorglichen Octavia und ihren Eiern passiert.

Manchen Leser(inne)n dürften die Art, wie die Autorin das Verhalten der Tiere interpretiert, als zu menschlich empfinden. Obwohl sich die Psychologin auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse bezieht, suggerieren ihre Beschreibungen manchmal mehr, als wissenschaftlich anerkannt ist. Dass einige Oktopoden-Arten außergewöhnliche Tarnfähigkeiten besitzen, bestreitet niemand. Doch dies allein beweist noch nicht, dass sie eine "Theory of Mind" besitzen, sich also in die Gedankenwelt anderer Tiere hinein versetzen können. Trotzdem sind uns die achtarmigen Lebewesen erstaunlich ähnlich – und zugleich ganz verschieden.

Wer sich über Kraken informieren möchte, für den ist dieses unterhaltsame und kurzweilige Buch genau das richtige. Am Ende der Lektüre stellt sich das Gefühl ein, die Kopffüßer wirklich kennengelernt zu haben und sie besser zu verstehen.

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