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Musik für die Kleinen

An meine Kindergartenzeit erinnere ich mich noch sehr gut und auch an die Worte meiner Kindergärtnerin: "Musik ist gut für das Gehirn. Es ist so, als würdest Du Vitamine zu Dir nehmen!" Also lernte ich fleißig singen und Flöte spielen. Die Wissenschaft hat diesen positiven Einfluss ebenfalls entdeckt – und wer könnte besser darüber informieren als Manfred Spitzer. Die Teleakademie hat dazu eine DVD herausgegeben, die einen seiner Vorträge zum Thema aus dem Jahre 2004 zeigt.

Musik ist ganzheitlich – dadurch werden die Gehirnhälften besser miteinander verknüpft: Ist das nicht mehr aktuell? Ist Musik wichtig für die Sprachentwicklung? Kann jemand der stottert auch singen? Nach diesen "skeptische Vorbemerkungen", beginnt Spitzer seinen Vortrag zur "Musik und kindliche Entwicklung" mit der Vorstellung eines 35 000 Jahre alten Musikinstrumentes, hergestellt aus einem Röhrenknochen. Ein Beweis, dass Musik uralt ist: Es gibt sie in allen Kulturen und Völkern.

Sowohl beim Lernen als auch bei Musik geht es um Strukturierung des Gehirns. Dabei spielen Erfahrungen eine große Rolle, denn dadurch kommt es zu massiven strukturellen Veränderungen an den Synapsen. Diese strukturellen Veränderungen haben also etwas mit dem Gebrauch dieser Nervenzellen zu tun. Es bilden sich Gedächtnisspuren beziehungsweise Landkarten. Ähnlich wie der Homunculus für die Somatosensorik ist man überzeugt davon, dass es auch einen Homunculus für die Akustik gibt – also eine Abbildung von Tönen im Gehirn.

Frühe Strukturierungen haben dabei besonders wichtige Funktionen. Wenn diese entstanden sind, dann sind sie ins Gehirn eingebrannt und nicht mehr veränderbar. Strukturierungen sind überall im Gehirn zu finden. Man muss ihnen nur die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln. Erst seit 1925 weiß man, dass auch Embryos im Mutterleib hören. Heute geht man sogar davon aus, dass sie sich Musikstücke, die sie während ihrer Zeit im Mutterleib gehört haben, merken können. Sollte die Musik verändert werden, machen sich die Kinder bemerkbar, indem sie anfangen gegen die Bauchdecke zu treten. Selbst nach der Geburt können sich diese Kinder an "ihre Musik" erinnern und reagieren positiv auf diese Musik.

Spitzer sagt, dass die Musik der Hirnstrukturierung einen großen Beitrag leisten kann. Heute weiß man, dass gerade die Musik einen großen positiven Einfluss auf die Entwicklung von Kindern hat. Auch in diesem Vortrag betont der Hirnforscher aber auch wieder den schlechten Einfluss von bestimmten Medien auf unsere Kinder – vor allem in sehr jungen Jahren. Durch diesen Einfluss entstehen Verknüpfungen im Gehirn, die sich nicht zu richtigen Strukturen auswachsen und so den Denkapparat "verkümmert" zurücklassen.

Also: Musik hilft dem Gehirn, sich auszubilden. Deshalb ist es wichtig, dass unsere Kinder sehr früh damit konfrontiert werden. Sie wirkt sich aber auch belohnend aus, denn sie kann auch das Angstsystem im Gehirn – den Mandelkern – schwächen und so positive Gefühle stärken. Zudem stärkt die Musik sozialen und sprachlichen Komponenten.

Dieser Vortrag ist inzwischen allerdings fünf Jahre alt und dürfte an den Neurowissenschaften Interessierten wenig Neues bringen – dafür schreitet die Forschung auf diesem Gebiet zu schnell voran. Wer allerdings einen ersten Einblick in die Thematik gewinnen will und die Zusammenhänge verstehen möchte, dem sei die DVD durchaus empfohlen.

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