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Bastelspiele für Physiklehrer

Physik und Spaß – was Physiklehrer und ihre Schüler eher schmerzlich als Gegensatz erleben, packen die Physikdidaktiker Christian Ucke und H. Joachim Schlichting zwischen Buchdeckel. 44 Beispiele aus dem Alltag sollen Experimentierfreude und kindliche Neugier fördern und so Jung und Alt zum "physikalischen Beschreiben und Argumentieren verführen".

Die Bandbreite der jeweils auf zwei bis drei Seiten geschilderten Effekte ist bemerkenswert. Anhand einer schlichten Büroklammer lässt sich etwas über den Bau einer Hängebrücke lernen. Ein Kinderspielzeug wie der Pustekreisel weist eine interessante Mechanik auf. Eine Weihnachtspyramide kann man als Aufwindkraftwerk begreifen und ­einen Ahornsamen als einflügeligen Hubschrauber. Bei dem auf dem Buchtitel abgebildeten "trinkenden Storch", der immer wieder von selbst seinen Schnabel in ein Wasserglas senkt, vermutet man einen komplexen Mechanismus – und ist dann überrascht, dass das durstige Federvieh so ähnlich funktioniert wie ein Kühlschrank.

Der Schwerpunkt des Buchs liegt auf der klassischen Mechanik, mit besonde­rer Vorliebe für den Kreisel, dem gleich vier Artikel gewidmet sind, während der große Fundus an elektromagneti­schen Phänomenen gerade einmal mit drei Beiträgen bedient wird.

Stets schlüsseln die Autoren die physikalischen Prinzipien hinter den teils kuriosen Effekten auf; mitunter sorgen historische Anekdoten für Auflockerung. Kästen stellen vertiefende Mathematik oder eine Bastelanleitung zum Nachmachen bereit. Alle Kapitel sind mit ansprechenden Fotos und Grafiken bebildert.

Die allermeisten der Artikel sind in den letzten Jahren bereits in der Zeitschrift "Physik in unserer Zeit" erschienen – und den Beiträgen der Rubrik "Schlichting!" in "Spektrum der Wissenschaft" nicht ganz unähnlich. Das Niveau schwankt beträchtlich; manche Artikel meinen es etwas zu genau mit der wissenschaftlichen Akribie und gleiten nach wenigen Sätzen in den schwer zugänglichen Stil eines Physiklehrbuchs ab. Dass es auch eingängiger geht, zeigen etwa die Beiträge zu optischen Spielereien mit Weingläsern oder der Artikel zu den physikalisch-chemischen Prozessen im Inneren einer Lavalampe.

Aber auch für die didaktisch ansprechenderen Beiträge braucht man ungefähr ein Grundstudium in Physik. Und ganz so einfach ist das Nachmachen nicht. Ich hatte beträchtliche Mühe, aus einer handelsüblichen Büroklammer einen einfachen Kreisel zu formen. Im Anhang findet sich allerdings eine Liste mit Onlineshops, bei denen die meisten der vorgestellten Kuriositäten zu bestellen sind. Das ist wohl vor allem für Lehrer oder Dozenten der Experimentalvorlesung interessant – damit Physik auch im Unterricht Spaß machen kann.

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  • Quellen
Spektrum der Wissenschaft 6/2012

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