Die Entstehung der molekularen Entwicklungsbiologie. Walter Gehring und die Biografie der homeotischen Gene
Wie entstehen komplexe Muster aus anfangs symmetrischen Zellen? Wie ähnlich sind die Entwicklungsvorgänge in so unterschiedlichen Lebewesen wie Würmern, Fliegen und Säugetieren? In seinem Buch „Wie Gene die Entwicklung steuern“ nimmt uns der bekannte Entwicklungsbiologe Walter Gehring mit auf eine Reise durch den Lauf seiner Wissenschaft. Insbesondere beschreibt er dabei die Entdeckung von eng verwandten Gen-Familien, die in zahlreichen höheren Organismen die Entwicklungsvorgänge steuern. Obwohl der Schwerpunkt des Buches auf den Entwicklungsprozessen in der Taufliege „Drosophila melanogaster“ liegt, wurde auch sehr viel Wert auf vergleichende Beschreibungen zu anderen Organismen gelegt. Unbedingt lesenswert sind zudem Gehrings Erfahrungsberichte über die eigene Forschung in seinem Labor am Biozentrum in Basel. Zwei bedeutende Entwicklungen, an denen Gehring maßgeblich beteiligt war, lassen sich anhand des Buches besonders gut nachvollziehen: die Entdeckungen der homeotischen Gene, die in sehr vielen Organismen auf ähnliche Weise Formgebungen steuern, sowie das Auffinden der Masterkontrollgene, die überraschenderweise die Augenentstehung sowohl bei Insekten als auch bei Säugetieren steuert. „Wie Gene die Entwicklung steuern“ ist gespickt mit persönlichen Anekdoten, amüsanten Ausführungen — zum Beispiel über Christian Morgensterns Gedicht über „Nasobeme“ — und kontrovers diskutierten Darstellungen über ideelle Autorschaft. Das Buch ist ein unbedingtes Muss für jeden, der sich einen Überblick über die molekulare Entwicklungsbiologie aus der Sicht eines seiner prominentesten Vertreter verschaffen möchte.
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