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Computersimulation: Gehirn aus dem Computer

Wie funktioniert das menschliche Gehirn? Eine Computersimulation soll es herausfinden
How do neurons connect to each others? Blue Brain Project opens new insights.

École Polytechnique fédérale de Lausanne

Veröffentlicht am: 17.09.2012

Laufzeit: 0:04:27

Untertitel: deutsch

Sprache: englisch

Die technisch-naturwissenschaftlich ausgerichtete EPFL (École polytechnique fédérale de Lausanne oder Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne) bildet gemeinsam mit der Université de Lausanne das größte Bildungs- und Forschungszentrum der Schweiz.

Das Gehirn verfügt über geschätzte 80 Milliarden Nervenzellen mit jeweils rund 1000 Verbindungen zu anderen Neuronen. Der Neurowissenschaftler Henry Markram von der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) will die oberste Denkzentrale im Computer nachbauen, um zu erfahren, wie diese funktioniert. Das ambitionierte Vorhaben könnte ihm gelingen: Im Januar 2013 gab die EU bekannt, dass sie sein Human Brain Project, Nachfolger des Projekts Blue Brain, mit rund einer Milliarde Euro fördern wird.

In diesem Video der EPFL erklärt Markram, wie seinem Team im Jahr 2012 Fortschritte bei einem zentralen Problem gelangen. Um ein Gehirn nachzubauen, braucht man eine Karte der Verbindungen, die zwischen den einzelnen Neuronen existieren. Doch die lässt sich experimentell kaum ermitteln. Man benötigt also stattdessen ein Modell, das die Position jeder einzelnen Synapse möglichst genau vorhersagt. Es sei aber unklar, so schrieb die NZZ im September 2012, ob die "Positionen der Synapsen durch chemische Signalstoffe bestimmt werden oder ob sie mehr oder weniger zufällig entstehen, wenn sich zwei Nervenzellfortsätze berühren." Erstaunlicherweise, so fand Markrams Team mittlerweile heraus, sind die meisten Synapsen tatsächlich zufällig verteilt – und nicht etwa systematisch, wie man angesichts der Leistungsfähigkeit eines Gehirns vermuten könnte. Diese Erkenntnis lässt sich nun nutzen, um die gegenwärtigen Simulationsalgorithmen maßgeblich zu verbessern.

Markrams Projekt kennt aber auch Kritiker. Im spektrum.de-Artikel Die ultimative Simulation des Gehirns heißt es über sie: "Zu den wenigen, die sich dennoch öffentlich äußerten, zählen Richard Hahnloser, Kevan Martin und Rodney Douglas, allesamt Forscher an der ETH Zürich, dem anderen Schwergewicht unter den Schweizer Forschungseinrichtungen neben der ETH Lausanne. In einem offenen Brief an den 'Tages-Anzeiger' bemängelten sie vor allem, dass aus der bisherigen Arbeit am Blue-Brain-Projekt kaum begutachtete Veröffentlichungen hervorgegangen seien. Zwar teilte Markram auf öffentlichen Auftritten, etwa beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos, mit, sie hätten wie geplant eine kortikale Säule simuliert. Nachvollziehen, unter welchen Umständen dies geschah, können die Fachkollegen allerdings nicht, denn Publikationen, die darüber Aufschluss geben könnten, fehlen. Es sei 'ungeheuerlich für Projekte, die ins Blaue schießen, Hunderte von Millionen auszugeben', schimpfte Richard Hahnloser in der 'Neuen Zürcher Zeitung' daher über das Blue-Brain-Projekt."

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