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Entomologie: Rechenpower für die Evolution der Insekten

Ultramoderne Methoden sollen helfen, ein kniffliges Rätsel der Biologie zu lösen
1KITE: Die Evolution der Insekten neu berechnet

Veröffentlicht am: 29.07.2015

Laufzeit: 0:04:23

Sprache: deutsch

Das Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS) wurde 2010 als private gemeinnützige Forschungseinrichtung durch die Klaus Tschira Stiftung gegründet.

Es sind gewaltige Zahlen, die das 1KITE-Projekt beschreiben: 1 000 Insekten, jeweils 15 000 Gene, ein Stammbaum berechnet von einem Supercomputer mit 32 000 Prozessoren. 1KITE ist ein internationales Projekt, dessen Federführung hauptsächlich Forscher am Zoologischen Forschungsmuseum Alexander König in Bonn innehaben. Die Abkürzung steht für "1K Insect Transcriptome Evolution", übersetzt: die Evolution von 1 000 Insekten, berechnet aus ihren Genen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt aktiv sind (dem Transkriptom).

So viele Daten flößen wahrlich Ehrfurcht ein. Nie zuvor wurde diese Menge an DNA-Sequenzen generiert, geschweige denn war es möglich, sie auszuwerten. Methoden wie Next Generation Sequencing (NGS), bei der eine Vielzahl von Gensequenzen gleichzeitig erstellt wird, heben Untersuchungen zur Stammbaumrekonstruktion auf ein neues Level. Kein Wunder, dass dem Ergebnis da ein enormer Respekt entgegen gebracht wird.

Doch ist der Stammbaum der Insekten damit endgültig entschlüsselt? Nein – denn bei all der Datengewalt wird eines häufig vergessen: Das Ergebnis aus 1KITE ist und bleibt eine Hypothese. Wie andere phylogenetische Studien nähert es sich den wahren Geschehnissen in der Evolution der Insekten an. Die Wirklichkeit kann es nicht nachbilden.

Das Video vom Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS), das auch an dem Projekt beteiligt ist, zeigt eine Facette dieses Problems: Bei 0:30 sieht man einen Schaukasten mit vielen Insekten. Sie sind bunt, größen- und formenreich und eignen sich sicherlich gut, um die Vielfalt der Tiergruppe zu illustrieren. Allerdings: Der Kasten zeigt lediglich Käfer. Doch allein deren Artenzahl übersteigt in der Realität die 1 000 Test-Tiere aus dem Projekt um Längen.

Die Suche nach dem Stammbaum der Insekten hört mit 1KITE also nicht auf. Dagegen zeigt sich hier, dass wissenschaftliche Schlussfolgerungen nicht durch schiere Datenmengen ersetzt werden können.

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