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Gesundheit: 5 gute Dinge, die uns aber (manchmal) auch schaden

Was tut man nicht alles für die Gesundheit? Doch Obacht: Nicht jeder gepriesene Fitmacher hält, was er verspricht. Schon gar nicht, wenn man bei seinem Einsatz nicht genug nachdenkt. Eine unvollständige Liste, wie man auf der Jagd nach dem Wohlbefinden an Details scheitern kann.
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Unsere Gesundheit ist uns lieb und teuer – deswegen gibt es tausende sinnvolle Tipps und Hausmittel, wie man dieser oder jener Malaise vorbeugen kann. Doch Vorsicht: Nicht alles, was als gesund gilt, ist es auch immer. Manche Dinge können, im falschen Maße oder unter falschen Umständen praktiziert, mehr Schaden anrichten als nützen.

5. Bettruhe

Wenn der Körper krank ist, hat er genug zu tun – besonders Fieber ist ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem auf Hochtouren arbeitet, um Viren oder Bakterien zu besiegen. In solchen Fällen sollte man im Bett bleiben. Ärzte raten auch dringend davon ab, mit nicht ausgeheilten Infektionen Sport zu treiben oder sich anzustrengen: Es droht eine potenziell lebensbedrohliche Herzmuskelentzündung. Doch auch im Bett liegt man nicht immer richtig. Sogar nach größeren Eingriffen ist es heutzutage üblich, die Patienten möglichst schnell wieder auf die Beine zu kriegen – manchmal sogar noch am Tag der Operation.

Generation tote Hose | Laut Forschern wächst die Zahl sexuell abstinenter Paare in Deutschland seit rund 20 Jahren.

Vor allem die Muskeln danken es einem: Ohne Bewegung verliert man schon nach kurzer Zeit Muskelmasse. Dadurch wird es mit jedem Tag schwieriger, wieder auf die Beine zu kommen, und es dauert auch länger, bis die alte Leistungsfähigkeit zurück ist. Besonders problematisch ist dieser Verlust bei Krebspatienten. Dort hat die krankheitsbedingte Auszehrung, meist befördert durch Appetitlosigkeit, einen eigenen Namen: Tumorkachexie. Zum Beispiel beim Bauchspeicheldrüsenkrebs stirbt laut Experten die Hälfte der Patienten an dieser krankhaften Abmagerung. Neben Verbesserungen bei der Ernährung hat sich gezeigt, dass selbst leichtes Kraft- und Ausdauertraining Patienten hilft, Kraft und Körpergewicht zum Teil zurückzugewinnen.

Ein wichtiger weiterer Grund, schnell wieder in Bewegung zu kommen, sind Thrombosen. Ohne Bewegung kann sich Blut in den Beinen sammeln und Klumpen bilden, die die Gefäße verschließen. Das ist nicht nur sehr schmerzhaft, sondern schädigt das unterversorgte Gewebe hinter dem Verschluss. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich ein solcher Klumpen löst und in Herz und Lunge wandert – dort kann er tödliche Gefäßverschlüsse auslösen. Außerdem steigt durch Bettlägerigkeit das Infektionsrisiko der Atemwege: Wer sich andererseits bewegt, atmet tiefer und beugt so auch Lungenentzündungen vor. Nicht zuletzt: Wer selbstständig aufstehen kann, kommt ohne Bettpfanne aus – besonders in Mehrbettzimmern ein nicht zu unterschätzender Gewinn an Lebensqualität.

4. Antioxidanzien

Lange Zeit ging man davon aus, dass es bestimmte aggressive Molekülbruchstücke sind, die Zellen altern lassen. Diese so genannten freien Radikale können mit dem Erbgut und anderen Biomolekülen reagieren und sie so schädigen – wenn nicht spezielle Chemikalien die Zelle vor ihnen schützen. Diese Wächter nennt man Antioxidanzien. Sie reagieren mit den freien Radikalen, bevor es ein anderes Molekül tut, das möglicherweise irreversiblen

Schaden nehmen würde. Das Altern, dachte man bisher, sei die Folge ebenjener irreversiblen Schäden, die man nur verhindern müsse. Doch inzwischen stellte sich heraus, dass dieses schlichte Bild falsch ist. Altern nämlich ist wesentlich komplexer, und die freien Radikale scheinen keinesfalls nur schädlich zu sein.

Das wichtigste Forschungsergebnis pro Antioxidanzien, nämlich dass Labortiere dank hoher Dosen dieser Stoffe deutlich länger leben, haben Forscher nach und nach revidieren müssen. Tatsächlich hat der Biologe Siegfried Hekimi von der McGill University in Montreal (Kanada) gezeigt, dass Fadenwürmer, die mehr freie Radikale produzieren, ein Drittel länger leben – ein Gewinn, den Antioxidanzien dann wieder rückgängig machen.

Woran das liegt, ist noch nicht bekannt. Forscher tippen auf eine Reihe unterschiedlicher Funktionen, die freie Radikale im Körper übernehmen. Auf jeden Fall ist es wohl keine uneingeschränkt gute Idee, zu viele dieser Substanzen wegzufangen. Epidemiologische Untersuchungen deuten darauf hin, dass bestimmte Antioxidanzien das Sterberisiko erhöhen, um bis zu 16 Prozent.

3. Sport

Sport ist bekanntermaßen oft die beste Medizin – auf den Stoffwechsel wirkt regelmäßige Bewegung ebenso positiv wie auf das Herz-Kreislauf-System, und diese beiden sind die wichtigsten Einfallstore für die so genannten Zivilisationskrankheiten. Mangelnde Bewegung gilt als Risikofaktor für alle möglichen Krankheiten. Umgekehrt gesagt, funktionieren einige entscheidende Stoffwechselprozesse nur in gewünschtem Maß, wenn der Körper sich regelmäßig anstrengt. Zum Beispiel aktiviert Training fettspaltende Enzyme, die Lipasen, die aus Fetten die Energie liefernden Fettsäuren abspalten. Entsprechend sinken die Blutfettwerte und damit auch das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt. Eine ganze Reihe derartiger positiver Effekte haben Sportmediziner inzwischen nachgewiesen.

Allerdings hat Sport auch seine Schattenseiten, wenn man ihn übertreibt. Das betrifft nicht nur die häufig auftretenden Verletzungen an Gelenken und Bewegungsapparat, sondern die negativen langfristigen Folgen, die falsch verstandene Fitness für den Körper hat. Potenzial für die nächste Volkskrankheit hat zum Beispiel die so genannte Triade der Sport treibenden Frau (female athlete triad). Dieses Stoffwechselsyndrom, das zu 90 Prozent Frauen betrifft, ist zuallererst ein Problem der Energiezufuhr. Betroffen sind allgemein Frauen mit restriktivem Essverhalten oder Sportlerinnen aus Sportarten, die die Schlankheit betonen. Wenn die Differenz zwischen Energiezufuhr und Energieverbrauch dauerhaft weniger als etwa 30 Kilokalorien pro Kilo Muskelmasse am Tag beträgt, gerät der Hormonhaushalt durcheinander und der Menstruationszyklus ist gestört – die zweite Komponente der Triade. Das wiederum führt zu Osteoporose, einer Schwächung der Knochen.

Neben der Triade sind auch Überbelastung und Übertraining eine Gefahr für den Athletenkörper. Der menschliche Körper kann erstaunlich starke Belastungen ab. Unter Training verändert sich der Bewegungsapparat, und er braucht Erholung, um neues Gewebe aufzubauen. Ist der Körper über längere Zeit stärker belastet, als er in den Erholungsphasen kompensieren kann, droht Überbelastung: Die Leistung bricht unerwartet und unerklärlich ein. Wirklich gefährlich wird es, wenn man dieses Warnzeichen nicht beachtet und versucht, durch weiteres intensives Training zurück auf das vorherige Leistungsniveau zu gelangen. Das dann auftretende Übertrainingssyndrom betrachten einige Mediziner bereits als Krankheit – neben der schlechteren Leistung treten dann auch höhere Pulsraten, Schlafstörungen und Kopfschmerzen auf. Die genauen Ursachen des Übertrainingssyndroms sind bisher noch nicht völlig erforscht. Neben direkten Schäden an Muskeln und Sehnen diskutieren Sportmediziner auch psychische und hormonelle Faktoren bei der Entstehung der Krankheit.

2. Vitamine

Neben jenen Nährstoffen, die Energie und Baumaterial liefern, gibt es auch Chemikalien, die der Körper für andere Aufgaben braucht und ohne die er ebenfalls nicht überleben kann: die Vitamine. Fehlen sie, drohen Mangelkrankheiten wie Skorbut oder Beriberi. Inzwischen sind allerdings Tabletten, die Vitamine weit über den Bedarf des Körpers hinaus zuführen, ein großes Geschäft geworden. Doch die Käufer solcher Nahrungsergänzungsmittel tun sich damit wahrscheinlich keinen Gefallen. Denn es zeichnet sich ab, dass höhere Dosen dieser Stoffe, eingenommen über längere Zeit, durchaus schaden können.

Jüngst ergab eine Studie, dass Vitamin E schon in der empfohlenen Menge das Risiko für Prostatakrebs steigern könnte – in der Untersuchung um 17 Prozent. In einer anderen Studie stieg bei älteren Frauen die Gesamtsterblichkeit an, wenn sie Vitamin- und Mineralstoffzusätze über lange Zeit einnahmen. Auch die Kombination von Vitamin A und β-Carotin erhöhte in einer Untersuchung die Wahrscheinlichkeit von Lungenkrebs. Vor allem allerdings zeigen inzwischen viele derartige Studien, dass Vitamingaben über längere Zeiträume bei Gesunden keine positive Wirkung haben. Vor diesem Hintergrund sollte man sich zweimal überlegen, ob man die Vitaminpillen wirklich braucht.

1. Sex

Dass Sex viel mit Wohlbefinden und Gesundheit zu tun hat, ist seit Jahrzehnten bekannt. Schon in den 1980er Jahren stellten schwedische Forscher fest, dass Männer, die im Alter keinen Sex mehr haben, schneller sterben. Das bestätigte sich später auch bei Frauen. Klar ist: Geschlechtsverkehr hat den gleichen positiven Effekt auf Herz und Kreislauf wie Sport, zusätzlich erhöht er bei Männern wie bei Frauen den Testosteronspiegel und senkt so unter anderem das Risiko für Depressionen und möglicherweise Prostatakrebs.

Wie alle Tätigkeiten, bei denen Körperflüssigkeiten ausgetauscht werden, beinhaltet Sex allerdings auch ein erhebliches Risiko für Infektionen, das seit einigen Jahren auch wieder steigt. Gerade die klassischen Geschlechtskrankheiten Syphilis und Gonorrhoe galten lange als praktisch ausgerottet, kommen nun allerdings wieder – die Gonorrhoe sogar in verschiedenen antibiotikaresistenten Varianten.

Doch wichtiger als die Klassiker sind heutzutage andere Infektionen: HIV, Hepatitis oder Herpes, die alle drei durch Viren übertragen werden, dazu Chlamydien, eine bakterielle Infektion, und der eukaryotische Einzeller Trichomonas. Besonders heimtückisch sind einige Varianten der humanen Papillomaviren (HPV), die Gebärmutterhalskrebs auslösen – gegen diese Infektion allerdings gibt es inzwischen eine effektive Impfung. Eine gute Nachricht ist allerdings, dass der so genannte Rinderwahnsinn, die erworbene Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, wahrscheinlich nicht geschlechtlich übertragen werden kann, auch wenn einige Forscher das für theoretisch möglich halten.

Sehr real ist auch die Gefahr tödlicher Unfälle beim Sex, die sehr unterschiedliche Formen annehmen kann. Verbürgt sind Berichte von tödlichen Angriffen durch Löwen, Kohlenmonoxidvergiftung, selbst gebastelte Elektroschock-Sexspielzeuge und Stürze aus dem Fenster. Das ganz erhebliche Gesundheitsrisiko beim Geschlechtsverkehr mit anderweitig liierten Partnern illustriert unter anderem Papst Johannes XII., der um die vorletzte Jahrtausendwende von einem gehörnten Ehemann, je nach Version der Überlieferung, entweder aus dem Fenster geworfen oder mit einem Hammer erschlagen wurde.

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