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Psychologie: Fünf Dinge, die Sie über psychologisch gute Geschenke wissen sollten

Sie haben noch keine Ahnung, was Sie dieses Jahr zu Weihnachten verschenken sollen? Diese Entscheidung können wir Ihnen natürlich nicht abnehmen, aber wir hätten da ein paar Hinweise aus der psychologischen Forschung für Sie parat.
Geschenk

Es kommt nicht auf den Preis an

Studien belegen, dass ein Präsent beim Beschenkten nicht automatisch besser ankommt, wenn wir dafür besonders tief in die Tasche greifen. Trotzdem glauben das offenbar viele Menschen. Das zeigt etwa eine Untersuchung von Francis Flynn und Gabrielle Adams von der Stanford University. Die Wissenschaftler baten ihre Probanden, sich vorzustellen, sie würden einem Freund zum Highschool-Abschluss entweder eine CD oder einen iPod überreichen. Anschließend sollten die Versuchsteilnehmer unter anderem einschätzen, wie sehr sich ihr Freund wohl über das Geschenk freuen würde. Im Durchschnitt, so das Ergebnis, hielten die Probanden den teureren iPod dabei ganz klar für das bessere Präsent.

Im Anschluss daran machten Flynn und Adams die Gegenprobe: Sie baten andere Versuchsteilnehmer, sich in die Rolle des Beschenkten hineinzuversetzen. Nun sah das Ergebnis anders aus: Egal ob iPod oder CD, die Probanden fanden beide Geschenke etwa gleich gut. In ähnlichen Gedankenspielen befragten die Forscher Probanden auch zu Verlobungsringen und Geburtstagsgeschenken, welche diese in der Vergangenheit tatsächlich erhalten hatten. Dabei zeigte sich stets: Das Preisschild spielt bei Präsenten eigentlich nur eine untergeordnete Rolle. Um unnötig überteuerte Gaben zu vermeiden, könne es daher auch sinnvoll sein, mit Familie und Freunden ein Preislimit festzulegen, raten die Wissenschaftler.

Besser praktisch als nicht zu gebrauchen

Praktische Geschenke sind oftmals besser als ausgefallene Präsente, die zwar "gut gemeint" sind, mit denen der Beschenkte aber eigentlich gar nicht so viel anfangen kann. Das demonstrierten 2014 Forscher um Nathan Novemsky von der Yale University. Sie ließen Versuchspersonen wählen, welches Geschenk sie einem Freund lieber überreichen würden: einen Gutschein für ein schickes Fünf-Sterne-Restaurant, das aber rund eine Stunde vom Wohnort des Beschenkten entfernt lag, oder einen gleichwertigen Gutschein für ein normales Mittelklasselokal, das dafür direkt um die Ecke war. Die meisten Probanden tendierten dabei zum schicken Restaurant. Pustekuchen! – dachten sich allerdings die Versuchsteilnehmer, die gefragt wurden, welches Geschenk sie denn selbst lieber hätten. Hier entschieden sich die meisten für das einfachere Restaurant, das gleich nebenan lag.

Besser nicht zu dick auftragen! | Ist die Verpackung eines Geschenks spektakulär, sein Inhalt aber nicht, führt das oft zu Enttäuschung.

In einer anderen Untersuchung von Novemsky mussten Studenten entscheiden, ob sie einem befreundeten Kommilitonen lieber einen edlen, schweren Stift für besondere Gelegenheiten schenken wollten oder einen schlichten, leichten Kugelschreiber. Auch hier tendierten die Schenkenden eher zu dem edlen Stift, die Beschenkten bevorzugten aber den praktischeren Kuli, der noch dazu übrigens auch günstiger war. Dass Ansichten darüber, was ein gutes Präsent ist, oft so unterschiedlich ausfallen, erklären Psychologen damit, dass die Schenkenden sich häufig hauptsächlich Gedanken darüber machen, wie viel ein Geschenk kostet und wie es wirkt. Derjenige, der das Präsent überreicht bekommt, sieht aber meistens weder das Preisschild noch die Mühe dahinter. Für ihn zählen andere Aspekte – nämlich vor allem, wie er es in seinem Alltag gebrauchen kann.

Der "gute Wille" rettet allenfalls schlechte Geschenke

Wie gut ein Präsent gemeint ist – das deuten bereits die oben erwähnten Studien an –, spielt tatsächlich für den Beschenkten kaum eine Rolle. Yan Zhang von der National University of Singapore und Nicholas Epley von der University of Chicago spürten 2012 der Frage nach, ob es beim Schenken wirklich, wie so oft behauptet, nur der Gedanke ist, der zählt. Die Ergebnisse sind leider ernüchternd: Der gute Wille rettet allenfalls schlechte Geschenke, bei guten Präsenten ist es dem Empfänger dagegen oft ziemlich egal, was sich der Schenkende dabei gedacht hat. Außerdem kommt dieser Effekt nur zum Tragen, wenn sich zwei Menschen etwas schenken, die sich besonders nahestehen. Überreichen wir unserem Chef dagegen ein besonders unpassendes Präsent, kann dieses noch so gut gemeint sein, es wird die Arbeitsbeziehung vermutlich nicht verbessern.

Zahn und Epley glauben, dass wir erst einen konkreten Anstoß brauchen, um uns über die Beweggründe hinter einem Geschenk Gedanken zu machen. Entsprechend fangen wir erst an, über Absichten zu grübeln und uns in den anderen hineinzuversetzen, wenn sein Verhalten aus dem Rahmen fällt – wenn uns also etwa ein guter Freund wider Erwarten etwas total Scheußliches schenkt. Dann unterstellen wir: "Er hat es ja gut gemeint", und das wertet das Geschenk in unserem Empfinden dann tatsächlich ein wenig auf.

Wunschgeschenke kommen am besten an

Der einfachste Weg, jemandem ein gutes Geschenk zu machen, kann häufig sein, denjenigen einfach nach seinen Wünschen zu fragen. Denn nicht nur Kinder, die klassischerweise zu Weihnachten eine Wunschliste für den Weihnachtsmann schreiben, sondern auch viele Erwachsene bevorzugen tatsächlich ein Geschenk, das sie sich selbst ausgesucht haben, gegenüber einem Überraschungspräsent. Das zeigt auch ein Versuch, den Francis Flynn gemeinsam mit Francesca Gino von der Harvard University durchführte. Dafür rekrutierten die Forscher 90 Studierende und Mitarbeiter einer anderen Universität und teilten sie zufällig in Paare ein. Ein Teilnehmer sollte sich dann zunächst eine Wunschliste mit zehn Produkten beim Internetversandhändler Amazon zusammenstellen und die an seinen Versuchspartner schicken. Dieser konnte entscheiden, ob er ein Geschenk aus der Liste auswählen wollte oder lieber selbstständig ein gleichteures Präsent bei Amazon aussuchte. Am Ende erfuhren die Beschenkten, was ihr Partner für sie ausgewählt hatte, und durften bewerten, wie gut ihnen das Geschenk gefiel.

Die meisten Probanden freuten sich dabei wesentlich mehr über ein Präsent von ihrer Liste. Sie betrachteten es zudem überraschenderweise auch als Ausdruck besonderer Mühe und Aufmerksamkeit – etwas, das man eigentlich wohl eher von Geschenken erwarten würde, die sich der Schenkende selbst während einer stundenlangen Einkaufstour überlegt hat. Dennoch zeigte sich derselbe Trend auch, als die Wissenschaftler ihre Versuchsteilnehmer fragten, welche Geschenke zum Geburtstag oder zur Hochzeit ihnen in der Vergangenheit besonders gut gefallen hatten. Hier schnitten Präsente von der Wunschliste ebenfalls besser ab als Überraschungspräsente.

Eine spektakuläre Verpackung kann auch nach hinten losgehen

Ein wenig buntes Papier und eine Schleife machen ein Geschenk in den Augen vieler Menschen eigentlich erst zu einem richtigen Präsent. Und tatsächlich: Bereits 1992 konnten Untersuchungen zeigen, dass ein simples Geschenk dem Beschenkten mehr Freude bereitet, wenn es zuvor hübsch verpackt wurde.

Möglicherweise sollte man es mit dem Einpacken aber nicht übertreiben – meint zumindest Nathan Novemsky. Seine aktuellem Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass manchmal eine schlichte Verpackung besser sein kann als eine pompöse. Der Grund: Eine spektakuläre Verpackung weckt beim Beschenkten auch Erwartungen auf einen spektakulären Inhalt. Kann das Präsent dann nicht halten, was Schleife, Tüll und Anhänger versprechen, ist die Enttäuschung umso größer.

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