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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Avena sativa

Avena sativa L.
(syn. Avena cinerea, A. dispermis, A. fatua, A. flava, A. orientalis); Hafer (syn. Biwen, Gemeiner Hafer, Habern, Hauwe, Rispenhafer, Saathafer). Einjährige Pflanze.
Fam.: Poaceae (Gramineae).
Vork.: Ruderalpflanze auf Schuttplätzen und an Wegrändern, Kulturen bes. in Mitteleuropa zwischen dem 45. und 65. Breitengrad. vgl. Abbildung
Drogen: 1. Avenae fructus; Haferfrüchte, die reifen, getrockneten von Deck- und Vorspelzen umgebenen Früchte. Inh.: Kohlenhydrate, u.a. Stärke (50-60 %), Haferstärke; lösliche Polysaccharide, die aus β-Glucanen sowie aus Arabinoxylanen und Lichenin bestehen. Eiweiß (7-23 %), aus Gliadin, Avenin und Avenalin bestehend, ferner Sterole, u.a. β-Sitosterol sowie Steroidsaponine, u.a. Avenacosid und Avenosid (Abb.). Anw.: dient zur Herstellung von Farinae Avenae (Hafermehl); volkstümlich bei Erkrankungen und Beschwerden der Verdauungsorgane, ferner bei nervöser und körperlicher Erschöpfung, als harntreibendes Mittel, bei Gicht und Rheuma, als Nahrungsmittel bei Diabetes mellitus sowie bei erhöhtem Cholesterolspiegel. 2. Avenae fructus excorticatus (syn. Fructus Avenae decorticatus, Fructus Avenae excorticatus); Haferfrucht, entspelzt (syn. Entspelzte Haferfrucht, Rollhafer). Inh.: s. Avenae fructus. Anw.: als diätetisches Mittel zur Senkung von Cholesterolspiegel und zu hohem Blutfettspiegel, ferner bei Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, bei Zuckerkrankheit sowie als Nahrungsmittel und in der Kosmetik für Naturkosmetika. 3. Avenae herba (syn. Herba Avenae, Herba Avenae sativae); Haferkraut (syn. Saathaferkraut), die grünen, kurz vor der Vollblüte geernteten, schnell getrockneten oberirdischen Teile. Inh.: Kohlenhydrate, u.a. β-Glucane, Kestose und Neokestose, Steroidsaponine, u.a. Avenacoside A und B, Flavonglykoside und Mineralstoffe, u.a. Kieselsäure. Anw.: In der Volksheilkunde, u.a. bei nervösen Erschöpfungszuständen, urologischen Beschwerden, als Aufbau- und Kräftigungsmittel, bei erhöhten Cholesterolwerten und rheumatischen Beschwerden. In der Kosmetik als Zusatz zu Naturkosmetika. 4. Avenae stramentum (syn. Stramentum Avenae); Haferstroh, die getrockneten, gedroschenen Laubblätter und Stengel von A. sativa. Inh.: s. Avenae herba. Anw.: Bei entzündlichen Hauterkrankungen sowie seborrhoischen Hautleiden, speziell mit Juckreiz. Meist als Voll- oder Teilbad. Für ein Vollbad z.B. kocht man 100 g zerkleinerte Droge mit 3 l Wasser ca. 20 min und setzt den Absud dem Bade zu. Volkstümlich dient die Droge auch bei rheumatischen Beschwerden sowie Stoffwechselerkrankungen.
Hom.: 1. Avenae sativa ferm 33c HAB1; die ganze, frische Pflanze zur Zeit der Milchreife der Früchte. Anw.-Geb.: in der anthroposophischen Therapie. 2. Avena sativa HAB1; frische, zur Blütezeit geerntete oberirdische Teile. Anw.-Geb.: bei Erschöpfungszuständen und Schlaflosigkeit.
Histor.: Avena ist der Name des Kulturhafers bei den Römern. Obwohl die Etymologie nicht ganz sicher ist, leitet sich die Bezeichnung vermutlich von sanskritischen avi = Schaf ab, somit als Schafgras bezeichnet. Nach Grimm hat sich der Name des Hafers in fast allen europäischen Sprachen mit dem des Bockes berührt und wurde als Futter des Ziegenbockes bezeichnet. In Deutschland war der Hafer früher ein Hauptnahrungsmittel und wurde im 16. Jh. auch zur Bierbrauerei verwendet.



Avena sativa

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