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Kompaktlexikon der Biologie: Cetacea

Cetacea, Wale, Ord. der Säugetiere mit zwei Unterord., den Bartenwalen (Mysticeti) und den Zahnwalen (Odontoceti) die, je nach Systematik in acht bis elf Familien eingeteilt werden. Insgesamt ist die Einteilung der heute lebenden Wale umstritten. Die etwa 90 Arten sind weltweit verbreitet und leben, bis auf die Flussdelphine (Fam. Pontoporiidae), im Meer. Wale sind fischähnliche, fast haarlose, torpedoförmige Tiere mit, im Unterschied zu den Fischen, stets waagerecht gestellter Schwanzflosse. Die Vorderextremitäten sind zu Flossen umgewandelt, Hinterextremitäten fehlen oder sind rudimentär im Körperinneren. Unter der Haut befindet sich bei den meisten Arten eine dicke, der Wärmeisolierung dienende Fettschicht, der „Blubber“. Wale haben kleine Augen und einen schwachen Gesichtssinn; ein äußeres Ohr fehlt, der Gehörsinn ist ebenso wie der Geruchssinn jedoch gut entwickelt. Ortung und innerartliche Verständigung geschehen durch Laute im Ultraschallbereich.

Wale können ausgezeichnet schwimmen und tief (Pottwal bis etwa 2000 m) sowie lange (manche Arten länger als eine Stunde) tauchen. Pro Atemzug tauschen sie bis zu 90 % der in der Lunge vorhandenen Luft aus (Mensch nur 10 – 15 %) und können der Atemluft rund 10 % ihres Sauerstoffgehalts entziehen (Mensch höchstens 5 – 6 %). Großwale stoßen nach einem Tauchgang die verbrauchte Luft unter hohem Druck aus und erzeugen dabei eine Dampfwolke („Blas“), deren Form arttypisch ist.

Vor allem Bartenwale machen jahresrhythmische Wanderungen, wobei sie insbesondere zur Fortpflanzung wärmere Meere aufsuchen. Sie bringen nach einer Tragzeit von 10 bis 16 Monaten ein Junges zur Welt, das sehr schnell heranwächst und mit fünf bis zehn Jahren geschlechtsreif wird.

Nachdem der Walfang seit Anfang des 20. Jh. intensiviert und modernisiert wurde, nahmen die Bestände der bejagten Arten drastisch ab. Vor allem die Großwale standen kurz vor dem Aussterben, die meisten Arten sind in ihren Beständen bedroht. Die Internationale Walfang Kommission (IWC) verbietet seit 1986 die kommerzielle Jagd auf Wale, und alle Arten, einschließlich der Zwergwale, stehen im Anhang I von CITES und sind damit vom internationalen Handel ausgeschlossen. Zudem sind die Antarktis und der Indische Ozean zu Wal-Schutzgebieten erklärt worden, in denen der Walfang grundsätzlich verboten ist. Trotzdem werden insbesondere Zwergwale und Grauwale weiterhin bejagt. Außer durch die Jagd sind alle Walarten aber auch durch die zunehmende Verschmutzung der Meere mit Chemikalien und biologisch nicht abbaubarem Plastikabfall gefährdet. Zudem stört der Lärm durch den Schiffsverkehr die Kommunikation der Wale und ihre Orientierung durch Ultraschall und nicht zuletzt sterben immer wieder Wale in großen Treibnetzen.

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Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

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Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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