Direkt zum Inhalt

Kompaktlexikon der Biologie: Chiroptera

Chiroptera, Fledertiere, mit etwa 920 Arten nach den Nagetieren (Rodentia) die artenreichste Ord. der Säugetiere (Mammalia). Sie wird unterteilt in die zwei Unterord. Fledermäuse (Microchiroptera) und Flughunde (Megachiroptera), insgesamt ist die systematische Unterteilung gegenwärtig unterschiedlich. Ihr Hauptverbreitungsgebiet sind die Tropen und Subtropen, in Deutschland leben lediglich 22 Fledermausarten.

C. sind die einzigen zu aktivem Fliegen befähigten Säugetiere. An den Körperseiten bilden Oberhaut und Lederhaut die elastische, von Muskelfasern, Nerven und Blutgefäßen durchzogene Flughaut (Patagium). Ihr Stützskelett sind die stark verlängerten Mittelhandknochen, die Fingerglieder (außer Daumen) sowie Ober- und Unterarm. Die Flugmuskulatur setzt wie bei den Vögeln (Aves) an einem Kamm des verknöcherten Brustbeins an. Die schwachen Hintergliedmaßen dienen zusammen mit den bekrallten Daumen als Körperstützen beim Laufen und Klettern. In Ruhestellung hängen die C. kopfabwärts mit zusammengefalteten Flughäuten an den Krallen der Hinterzehen.

Fledertiere sind Nachttiere, die sich von Insekten, kleinen Wirbeltieren, Wirbeltierblut, Früchten, Fruchtsäften, Nektar oder Pollen ernähren. Das Problem der Orientierung bei Nacht „lösten“ die Flughunde durch besonders leistungsstarke Augen, mit denen sie auch bei Dämmerlicht noch ausgezeichnet sehen können. Die Fledermäuse hingegen orientieren sich über verschiedene Systeme der Ultraschallortung (Echoorientierung), die selbst bei völliger Dunkelheit noch Orientierung ermöglichen.

C. bringen ein- bis zweimal im Jahr ein Junges zur Welt, das sich, zunächst nackt und blind, im Fell der Mutter festkrallt. Dazu besitzen manche Arten bauchständige Afterzitzen als „Haftzitzen“. Die geringe Vermehrungsrate wird durch ein relativ hohes Lebensalter (ca 5 – 15 Jahre) und lange Fortpflanzungsfähigkeit ausgeglichen. Viele Arten der C. bilden zeitweise Massenansammlungen an Tagesruheplätzen oder in Winterquartieren. Sie gehören, insbesondere durch fortschreitende Zerstörung ihrer Lebensräume und der Nahrungsgrundlagen, zu den gefährdetsten Tiergruppen.

Die Fledertiere stammen vermutlich von Baum bewohnenden Urinsektenfressern der oberen Kreide ab, die schrittweise die Flughaut ausgebildet haben, ähnlich, wie dies bei rezenten C. noch während der Embryonalentwicklung abläuft.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.