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Lexikon der Chemie: Gentechnik

Gentechnik, Gentechnologie, engl. genetic engineering, die Gesamtheit aller Methoden und Techniken zur molekulargenetischen Analyse von DNA- und RNA-Molekülen, ihrer Synthese, gezielten Veränderung (Genmanipulation) und Kombination, der Erzeugung chimärer DNA-Moleküle, der Übertragung von Genen auf andere Organismen (Klonierung, Gentransfer) sowie der Konservierung und Registrierung. Zum größten Teil handelt es sich dabei um Techniken, bei denen die aus den Organismen isolierten Nucleinsäuren in vitro manipuliert werden. Mit den heute schon vorhandenen experimentellen Möglichkeiten können beliebige Gene oder DNA-Abschnitte aus dem Genom eines Organismus isoliert und hinsichtlich ihres Aufbaus und ihrer Funktion analysiert werden (u. a. Genbank, Genkarte, Gendiagnostik). Andererseits können Gene durch chemische Totalsynthese erzeugt werden (Gensynthese).

Die G., die sich seit Anfang der 70er Jahre in einer stürmischen Entwicklung befindet, hat ihre Hauptanwendung in der molekularbiologischen Grundlagenforschung zur Erforschung des Erbmaterials und seiner Funktion. Da es prinzipiell möglich ist, ein Gen beliebiger Herkunft in jeder Art von Zelle (und auch in jedem Organ oder Gewebe eines Organismus) zu exprimieren, aber auch neue Gene, die für erforderliche Wirkstoffe codieren, zu synthetisieren, gewinnt die G. für praxisorientierte Entwicklungen der Biotechnologie zunehmend an Bedeutung. Nachdem 1983 das von einem Stamm von Escherichia coli produzierte Humininsulin eingeführt wurde, nimmt die Zahl gentechnischer Produkte, insbesondere zur Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen (u. a. Erythropoeitin) ständig zu. Daneben findet die G. auch Anwendungen in der Landwirtschaft (Nutzpflanzen- und Tierzüchtung), Nahrungsgüterwirtschaft, Umweltschutz (u. a. Schadstoffabbau) und auf dem Energiesektor. Gentechnisch veränderte Tiere werden zunehmend zur Produktion unterschiedlichster Proteine eingesetzt. Um Leben und Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze sowie die sonstige Umwelt in ihrem Wirkungsgefüge und Sachgüter vor möglichen Gefahren gentechnischer Verfahren und Produkte zu schützen und dem Entstehen solcher Gefahren vorzubeugen sowie den rechtlichen Rahmen für die Erforschung, Entwicklung, Nutzung und Förderung der wissenschaftlichen und technischen Möglichkeiten der G. zu schaffen, wurde das G.-Gesetz verabschiedet. Die Zuordnung zu den vier Sicherheitsstufen und Regelungen der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen sind in der G.-Sicherheits-VO festgelegt.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


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