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Lexikon der Ernährung: makrobiotische Ernährung

makrobiotische Ernährung, E macrobiotic diet, aus dem Zen-Buddhismus und dem chinesischen Taoismus übernommene, von den Japanern George Oshawa (1892–1966) und dem Ehepaar Michio und Aveline Kushi (geb. 1926 bzw. 1923) in westlichen Ländern bekannt gemachte alternative Ernährungsform. Der Begriff Makrobiotik stammt von C. W. Hufeland. Im Mittelpunkt steht das Prinzip der gegensätzlichen Naturkräfte Yin und Yang (Yin / Yang-Prinzip, vgl. chinesische Ernährungslehre), die voneinander abhängig sind, sich ergänzen und ineinander umgewandelt werden können (Transmutation). Yin drängt nach außen (Expansion), Yang hält zusammen (Kontraktion). Yin steht u. a. für Erde, Nacht, Wasser, Kälte, Yang für Himmel, Tag, Feuer, Wärme (Abb.).
Der gesunde Organismus ist nach dieser Vorstellung eine harmonische Einheit von Yin und Yang, Krankheiten sind die Folge eines gestörten Yin / Yang-Verhältnisses; bei völliger Trennung erlischt das Leben. Lebensmittel haben vermehrt Yin- oder Yang-Merkmale, bei der Auswahl kommt es auf Ausgewogenheit an. Grundlage jeder Mahlzeit ist Vollgetreide, traditionell Naturreis, dazu kommen heimisches Frischgemüse und Hülsenfrüchte, alles gekocht und reichlich gewürzt und gesalzen (Algen, Miso, Tamari, Sojasauce, Meersalz). Fisch, Früchte der Saison, möglichst gekocht, Samen und Nüsse ergänzen das Lebensmittelangebot. Getränke sollen sparsam verwendet werden, nur bei Durstgefühl. Milch(produkte), Fleisch, Knollen / Früchte der Nachtschattengewächse, schwarzer Tee, Kaffee, Alkohol und vorgefertigte Lebensmittel kommen in der m. E. nicht vor.
Die von Oshawa entwickelte m. E. soll Krebs und andere Erkrankungen heilen (Anti-Krebs-Diät, vgl. Extremdiäten Tab.); sie ist in 10 Stufen eingeteilt (–3 bis +7), beginnend mit der kompletten Palette der o. g. Lebensmittel bis zu ausschließlich gekochtem Getreide als eine Art Heilfasten, das zur Bewusstseinserweiterung und „Erleuchtung“ führen soll. Die von Kushi modifizierte Version kennt die Stufeneinteilung nicht. Sie entstand, als in den USA Todesfälle nach Dauerernährung auf Stufe +7 (ausschließlich Naturreis) bekannt wurden.
Ernährungswissenschaftliche Bewertung: Die ersten Stufen der m. E. sind extrem einseitig und bestenfalls für wenige Tage zu tolerieren. Die therapeutische Wirkung bei Krebs ist wissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Die m. E. nach Kushi ist bei richtiger Lebensmittelauswahl (Fisch und andere Meerestiere) für gesunde Erwachsene als Dauerkost akzeptabel, für Schwangere, Stillende und Kinder ist sie nicht geeignet; die Versorgung mit Calcium, Eisen und den Vitaminen B12, Vitamin C und D ist kaum sicherzustellen. Die hohe Kochsalzaufnahme bei begrenzter Flüssigkeitszufuhr ist bedenklich.


makrobiotische Ernährung: Symbol von Yin und Yang.

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