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Lexikon der Ernährung: Toxoplasmose

Toxoplasmose, E toxoplasmosis, durch das Protozzoon Toxoplasma gondii hervorgerufene, auf den Menschen übertragbare Zoonose mit einer Durchseuchung der Bevölkerung von über 50 % (starke regionale Schwankungen). Die Übertragung der parasitären Infektion erfolgt durch den Genuss von infiziertem rohen Fleisch und Umgang mit infizierten Katzen (bzw. Katzenkot). Nach seroepidemiologischen Untersuchungen beträgt die Durchseuchungsquote beim Schwein 64–84 %, beim Schaf 27–100 %, beim Rind 68–93 %, beim Kaninchen 70 % und bei der Katze bis zu 74 %. Die Katze ist Endwirt von T. gondii und gilt, obwohl nur ca. 0,6–1,3 % der Katzen Oocysten ausscheiden, als Oocysten-Hauptausscheider. Auf dem Ausscheidungshöhepunkt werden pro Gramm Kot mehr als 1 Million Oocysten, die gegenüber Umwelteinflüssen sehr widerstandsfähig sind, ausgeschieden. Die Infektion verläuft meist asymptomatisch oder unspezifisch, grippeähnlich mit Lymphknotenschwellung oder -entzündung, in schweren Fällen Hirnhaut- oder Gehirnentzündung (Meningoencephalitis) und selten auch chronisch mit Fieberschüben und Organmanifestation in Lymphknoten, Leber, Milz, Auge und ZNS. Immundefiziente Personen können nach Erstinfektion schwer erkranken. So tritt bei bis zu 40 % der AIDS-Kranken (HIV-Infektion) eine Toxoplasma-Encephalitis auf, die nicht selten zur unmittelbaren Todesursache wird. Nach durchgemachter Infektion besteht lebenslange Immunität. Die Erstinfektion in der Schwangerschaft (Häufigkeit 0,7–1,7 %) kann zur Fruchtschädigung führen, wobei die Infektionsrate des Fetus in der Frühschwangerschaft am niedrigsten ist (ca. 15 %) und bis zur Spätschwangerschaft bis auf ca. 65 % ansteigt. Die fetale Infektion führt nur selten zu Abort bzw. Totgeburten, kann aber zu irreversiblen Hirnschädigungen führen. Mögliche charakteristische Symptome bei Neugeborenen sind Hydrocephalus (Wasserkopf), intracerebrale Verkalkungen und Chorioretinitis (Aderhaut- und Netzhautentzündung des Auges). Entstandene Schäden manifestieren sich oft erst Jahre später in Form von Intelligenzdefiziten und / oder epileptischen Anfällen. Die angeborene Toxoplasmose ist seit 1979 meldepflichtig. Die Diagnose erfolgt durch Bestimmung spezifischer Antikörper (IgM, IgG) im Serum. Eine Serokonversion, d. h. ein positiver Antikörperbefund nach vorher negativer Antikörperbefund ist Zeichen für eine frische Infektion. Die Therapie erfolgt vor allem mit Sulfonamiden und Pyrimethamin (Malariamittel). Da letzteres ein Folsäureantagonist ist, sollte es im ersten Trimenon nicht verabreicht werden. Bei früh erkannter Infektion wird auch das Antibiotikum Spiramycin (kaum plazentagängig) eingesetzt. Die Prävention der Toxoplasmose, die einen wichtigen Bestandteil der Ernährungsempfehlungen für Schwangere (Schwangeren-Ernährung) darstellt, besteht in dem Verzicht auf den Verzehr von rohem oder halbgarem Fleisch (auch Rohwurst bzw. rohem Schinken). Nach Umgang mit rohem Fleisch sollten die Hände gründlich gewaschen werden und die Berührung mit Augen und Mund vermieden werden. Der Kontakt mit Katzen bzw. Katzenkot und evtl. damit kontaminierter Erde sollte ebenfalls vermieden werden (ggf. Schutzkleidung tragen).

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