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Lexikon der Neurowissenschaft: Curare

Curare s, Kurare, Urare, E curare, hauptsächlich aus den beiden Pflanzen-Gattungen Chondrodendron und Strychnos gewonnene neurotoxische Pfeilgifte (Neurotoxine), die von den Indianern Südamerikas zur Jagd verwendet werden. Man unterscheidet je nach Gewinnung, Herstellung und Aufbewahrung Tubo-Curare (Bambus-Curare, aus Chondrodendron-Arten, in Bambusrohren aufbewahrt), Topf-Curare (aus Chondrodendron-Arten, Aufbewahrung in irdenen Töpfen) und Calebassen-Curare (aus Strychnos-Arten, in ausgehöhlten Kürbissen gelagert). Die toxischen Inhaltsstoffe des Curare (Curarealkaloide) werden in zwei Gruppen unterteilt: Die Alkaloide von Topf-Curare und Tubo-Curare besitzen Dimerstruktur und leiten sich von Benzylisochinolin ab (Bis-Benzylisochinolinalkaloide); Hauptalkaloide sind Tubocurarin (Tubocurarinchlorid) und Curarin. Die Alkaloide des Calebassen-Curare gehören meist dem Strychnin-Typ, seltener dem Yohimbin-Typ an; einzelne Vertreter sind Maracurin, C-Toxiferin, C-Dihydroxytoxiferin, Alcuroniumchlorid (Allyderivat des Toxiferins), C-Curarin und C-Calebassin; die besonders toxischen Verbindungen dieser Gruppe besitzen ebenfalls Dimerstruktur. – Unter den Curarealkaloiden zeigen nur diejenigen die typische Pfeilgiftwirkung, die zwei quartäre Stickstoffatome im Molekül enthalten: Tubocurarin, C-Toxiferin ( siehe Abb. ), C-Dihydroxytoxiferin und C-Curarin. Sie wirken als kompetitive Antagonisten des Acetylcholins und blockieren dessen Rezeptorstellen (Acetylcholinrezeptor) an der postsynaptischen Membran. Als Folge davon ist die Depolarisation der postsynaptischen Membranen und dadurch wiederum die Kontraktion der quergestreiften Muskulatur blockiert. Bei den auftretenden Lähmungen werden nacheinander die Muskeln in den Beinen und Armen, an Kopf, Rumpf und Brustkorb bewegungsunfähig; der Tod tritt schließlich durch Atemlähmung ein; der Herzmuskel ist von der Lähmung nicht betroffen. Medizinisch werden Curare und Curareabkömmlinge (Tubocurarin und der Toxiferinabkömmling Alcuronium) als Muskelrelaxantien bei Operationen im Bauch- und Thoraxraum (nur bei gleichzeitiger Intubation und künstlicher Beatmung) angewendet, da sie eine starke Erschlaffung der peripheren Muskulatur ermöglichen und so das eigentliche Narkotikum relativ schwach dosiert werden kann; außerdem dient Curare zur Behandlung des Wundstarrkrampfs (Tetanus) und wird bei der Elektrokrampftherapie eingesetzt. Im Magen-Darm-Kanal wirkt Curare erst in relativ hohen Dosen toxisch, so daß das Fleisch von Tieren, die mit Curare vergiftet wurden, eßbar ist. In äußerst geringen Mengen giftig ist Curare, wenn es (z.B. mit vergifteten Pfeilen) durch kleine Wunden direkt in die Blutbahn gelangt. Als Gegenmittel wird das Waschen der Wunde mit verdünnter Kaliumpermanganatlösung empfohlen, wodurch das Gift oxidativ zersetzt wird, oder die Gabe von Acetylcholin-Esterase-Hemmern, z.B. Neostigmin, die die Acetylcholinwirkung verlängern.



Curare

C-Toxiferin I, das toxischste Alkaloid aus Curare (Dosis letalis i.v. 23 μg/kg Maus)

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