Lexikon der Neurowissenschaft: Oligodendrocyten
Oligodendrocyten [von griech. oligos = wenig, dendron = Baum], Oligodendrozyten, Oligodendroglia, E oligodendrocytes, myelinbildende Gliazellen des Zentralnervensystems. Sie entstehen während der Ontogenese des Nervensystems in subventrikulären Bereichen des Neuralrohrs und wandern als sogenannte O-2A-Vorläuferzellen zu ihren Zielorten, z.B. in die zukünftige weiße Substanz. O-2A-Zellen wurden ursprünglich als bipotente Zellen angesehen, die sich in vitro – je nach Kulturbedingungen – entweder in Oligodendrocyten oder in Typ-2-Astrocyten (daher die Abkürzung 2A in O-2A) differenzieren können (Astrocyten). Heute ist die Existenz von Typ-2-Astrocyten in vivo umstritten, jedoch wird der Begriff O-2A-Zelle weiterbenutzt. Auch im erwachsenen Zustand gibt es im zentralen Nervensystem noch Oligodendrocyten-Vorläuferzellen, die degenerierende Oligodendrocyten ersetzen können. Am Zielort angekommen, differenziert sich die O-2A-Zelle über verschiedene Zwischenstufen zur unreifen Oligodendrocyte, die die Myelinlipide Galactocerebrosid und Sulfatid exprimiert. Die reife Oligodendrocyte exprimiert zusätzlich die Myelinproteine MBP, MOG und PLP. – Funktionell entsprechen Oligodendrocyten den Schwann-Zellen der peripheren Nerven. Vom Zellkörper der reifen Oligodendrocyte entspringen mehrere Fortsätze, die sich spiralig um verschiedene Axone winden und so, im Gegensatz zur Schwann-Zelle, die immer nur ein Axon myelinisiert, mehrere Myelinscheiden bilden. Ein weiterer Unterschied zur Schwann-Zelle ist das Fehlen einer Basallamina (Basalmembran). Oligocendrocyten exprimieren im Gegensatz zur Schwann-Zelle Proteine, die das Nervenwachstum behindern und als für die geringe Regenerationskapazität des zentralen Nervensystems (im Unterschied zum peripheren Nervensystem) mitverantwortlich angesehen werden (Nogo).
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