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News: Noch nicht hartgekocht

Das Innere des Jupitermondes Callisto ist neuesten Daten der Raumsonde Galileo zufolge bei weitem noch nicht so differenziert wie bei den anderen großen Trabanten des Riesenplaneten. Callisto bietet daher einen Blick in die Jugendjahre der Entwicklung eines Mondes.
"Frühere Daten ließen uns vermuten, daß Callisto in seinem Inneren noch völlig undifferenziert ist", sagte John Anderson vom Jet Propulsion Laboratory. "Doch nach neueren Informationen hat Callisto ein seltsames Innenleben – es ist weder total einförmig, noch gibt es deutliche Unterschiede. Einigen Anzeichen zufolge haben sich Materialien, wahrscheinlich komprimiertes Eis und Gestein, teilweise abgesetzt, wodurch der Gesteinsanteil zum Zentrum des Mondes hin zunimmt." Die Ergebnisse wurden in Science vom 5. Juni 1998 veröffentlicht und am 8. Juni auf einem Vortrag im Rahmen des Jahrestreffens der American Astronomical Society in San Diego vorgestellt.

Nach Ansicht der Astronomen ist Callisto anders als die übrigen drei großen Jupitermonde, die über ausdifferenzierte Strukturen mit separaten Schichten verfügen. Es gibt sehr verläßliche Hinweise, daß Ganymed in einen metallischen Kern, einen Gesteinsmantel und eine äußere Schicht, die viel Eis enthält, unterteilt ist. Io besteht dagegen nur aus einem Metallkern und einem Gesteinsmantel.

"Die Tatsache, daß Callisto als einziger der vier großen Jupitermonde nicht vollständig ausdifferenziert ist, führt zu einer verführerischen Annahme", meint Gerald Schubert von der University of California in Los Angeles. "Weil Io, Ganymed und Europa sich dichter am Jupiter befinden, wurden sie stärker von den Gravitationskräften beeinflußt und dementsprechend erhitzt. Mit der Zeit bewirkten die Kräfte, daß die verschiedenen Bestandteile der Monde sich in verschiedene Lagen trennten. Im Vergleich zu den anderen Monden ist Callisto, der weiter vom Jupiter entfernt ist, nur halb durchgebacken. Seine Bestandteile sind irgendwie getrennt und zugleich noch weitgehend miteinander vermischt."

Für den Mond Europa konnten die Wissenschaftler dank der Daten von der Sonde Galileo ein detaillierteres Modell aufstellen. Danach nimmt der metallische Kern bis zur Hälfte des Mondradius ein. Die äußere Schicht aus Wassereis soll zwischen 80 und 170 (am wahrscheinlichsten sind 100) Kilometer dick sein.

Das Datenmaterial stammte vom letzten Vorbeiflug der Sonde an den Monden. Jeder der Trabanten übte dabei eine Anziehungskraft auf Galileo aus, deren Stärke die Geschwindigkeit der Sonde beeinflußte und über den Doppler-Effekt auch die Frequenz der Radiosignale von Galileo veränderte. Aus den Abweichungen läßt sich auf die Zusammensetzung der Monde schließen.

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