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News: Jetzt geht's den Schafen an die Wolle

Es ist eine schöne Vorstellung: Schafe, die nicht mehr geschoren werden, sondern ihre Wolle freiwillig abliefern. Wie dies tatsächlich möglich wäre, darüber haben sich australische Wissenschaftler Gedanken gemacht.
Nachdem die Nutztierhaltung nun schon seit Tausenden von Jahren eingeführt ist, kommt jetzt der nächste Schritt. Wie ist es möglich, sich noch ein wenig mehr Arbeit zu ersparen? Das Schlüsselwort heißt Bioclip. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine Technologie, mit deren Hilfe Schafe sozusagen freiwillig 'ihre Wolle abgeben'. Noch ist es leider nicht soweit, daß die Tiere selbst zur Schere greifen und sich gegenseitig das Fell trimmen. Da muß schon die Gentechnik mithelfen.

Bioclip basiert auf einem Protein, daß eine bestimmte Schafrasse dazu veranlaßt, ihre Wolle in regelmäßigen Abständen 'abzuwerfen'. Bei Mäusen wurde der EGF (epidermal growth factor) vor etwa zwei Jahrzehnten von Stanley Cohen von der University in Nashville, Tennessee, entdeckt. Nach Cohen spielt der Wachstumsfaktor eine Rolle bei der Hautbildung von jungen Mäusen.

Eine Wissenschaftlergruppe der australischen CSIRO (Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation) konzentrierte sich jetzt eher auf die praktische Seite des EGF und wollte feststellen, ob sich der Faktor auch auf das Wollwachstum auswirkt. Nach 20 Jahren Anstrengungen durch Regierung und Industrie steht die Antwort fest: Ja, es gibt eine Verbindung.

Pat Wilson vom CSIRO-Bereich animal production erklärt, wie die Methode praktisch abläuft: Wenn die Scherzeit naht, erhält das Schaf eine Injektion mit EFG. Das Tier wird mit einem Netz ausgestattet, mit dessen Hilfe die abfallende Rohwolle aufgefangen wird – dieser Prozeß dauert annähernd eine Woche. Jetzt wollen Wilson und das Unternehmen Bioclip Pty Ltd. in New South Wales das Produkt auf den Markt bringen. Ihren Worten nach erwarten sie eine große Nachfrage: Australiens Wollindustrie mit einem jährlichen Umsatz von ca. 5,4 Milliarden DM produziert 70 Prozent der in der Welt für Bekleidung benötigten Wolle. Jetzt stellt man sich schon 150 Millionen Schafe mit Haarnetz vor. Hier werden dann wieder Arbeitsplätze gewonnen: Das neue Gewand der Schafe wird von ehemaligen Angestellten einer kürzlich geschlossenen Fabrik zur Produktion von Damenunterwäsche gefertigt. Und so schließt sich der Kreis.

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