Direkt zum Inhalt

News: Studie schlägt neue Strategie für die Erstbehandlung von HIV/AIDS vor

Eine vereinfachte Medikamentengabe für die Behandlung von HIV, die nur aus wenigen Tabletten besteht, ist eine effektive Erstbehandlung für HIV/AIDS. So lautet eine Studie, die jetzt bei einer internationalen Konferenz für Infektionskrankheiten vorgestellt wurde.
Die in der Studie untersuchte Medikamentenkombination beinhaltete den wirksamen nicht nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmer (NNRTI) Viramune® (Wirkstoff: Nevirapin) und die Nukleosidanaloga d4T (Zerit®, Wirkstoff: Stavudin) und ddI (Videx®, Wirkstoff: Didanosin). Diese Behandlungsstrategie läßt die dritte Klasse der AIDS-Medikamente aus, die Protease-Hemmer, die wirksam sind, jedoch kompliziertere Medikamentengaben und langfristige Nebenwirkungen beinhalten können.

"Diese Studie ist wichtig, weil sie zeigt, daß mit einen Medikamentencocktail ohne Protease-Hemmer aus Viramune, d4T und ddI eine deutliche Verringerung der Virenlast erzielt werden kann," erklärte Dr. Francois Raffi, Professor am Centre Hospitalier Regional et Universitaire de Nantes in Frankreich, der die Ergebnisse der sechsmonatigen Studie bei der 38. Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy (ICAAC) vom 24.-27.9.1989 in San Diego vorstellte. "Mit dieser zweimal täglichen Medikamentengabe, bei nur sechs oder sieben Pillen, sehen wir Resultate, die vergleichbar sind mit denen, die mit Protease-Hemmern erzielt wurden."

Die Befunde von Dr. Raffi zeigen, daß die Patienten, die Viramune, d4T und ddI nehmen, nicht nachweisbare Mengen des HIV-Virus im Blut behalten konnten, während gleichzeitig die Zahl der infektionsbekämpfenden Immunzellen erhöht wurde. Nach sechs Monaten haben 64 Prozent der Patienten (30 von 47) eine HIV-Belastung, die mit einem Testverfahren, das Mengen von weniger als 50/ml nachweist, nicht mehr nachweisbar ist. Die durchschnittliche Reduktion der Virenlast in sechs Monaten sank vom Ausgangswert (4,6 hoch 10/ml) auf 2,1 hoch 10/ml. Die durchschnittliche Verbesserung der CD4+-Werte belief sich vom Ausgangswert (429 Zellen/ml) auf 162 Zellen/ml.

"Dieser Medikamentencocktail hat keine Wechselwirkungen mit Protease-Hemmern, was bedeutet, daß Patienten, die eine Behandlung mit Viramune, d4T und ddI beginnen, trotzdem von einer möglichen zukünftigen Behandlung mit Protease-Hemmern profitieren können," fuhr Dr. Raffi fort.

Alle Medikamente gegen HIV haben Nebenwirkungen, trotzdem wurden die langfristigen Folgen – Diabetes, abnorme Fettverteilung, hohe Cholesterin- und Triglyzeridwerte –, die in letzter Zeit von immer mehr Patienten berichtet wurden, die Protease-Hemmer nehmen, bisher bei Patienten, die NNRTIs und Nukleosidanaloga nehmen, nur selten verzeichnet. Nach Angaben von Dr. Raffi wird der untersuchte Medikamentencocktail allgemein gut vertragen und besteht nur aus der Gabe von einigen Tabletten, die zweimal täglich genommen werden. Von Viramune müssen täglich nur zwei Pillen genommen werden – die niedrigste tägliche Einnahmemenge, die je für einen NNRTI verzeichnet wurde.

Viramune ist seit August 1996 erhältlich und ist mehr als 50 000 Patienten verabreicht worden. Viramune ist angezeigt bei der Verwendung in Kombination mit anderen Wirkstoffen gegen Retroviren für die Behandlung einer HIV-1-Infektion. Diese Indikation basiert auf der Analyse der Veränderungen bei Surrogat-Endpunkten. Zur Zeit gibt es keine Ergebnisse aus kontrollierten klinischen Studien, die die Wirkung von Viramune in Kombination mit anderen Wirkstoffen gegen Retroviren auf den klinischen Fortgang einer HIV-1-Infektion, wie etwa die Vorkommen von Begleitinfektionen oder die Überlebensrate, bewerten.

Viramune wird allgemein gut vertragen. Zu den am häufigsten verzeichneten Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Viramune gehören Hautausschlag, Fieber, Übelkeit, Kopfschmerzen und abweichende Leberwerte. Schwere und lebensbedrohliche Hautreaktionen und Hepatosen, darunter Todesfälle durch beide Nebenwirkungen, sind bei Patienten, die mit Viramune behandelt wurden, vorgekommen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.