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News: Welche Klippschwalben überleben eine Schlechtwetterperiode?

Darwins Theorie der Evolution durch natürliche Selektion läßt sich kaum experimentell überprüfen. Zu langsam sind die Veränderungen, als daß sie sich in einem Forscherleben nachzeichnen lassen würden, zumindest wenn es um größere Arten geht. Einen Fall von rasanter Auslese beschreibt der Biologe Charles Brown für die Klippschwalben am Platte River in Nebraska.
Zusammen mit seiner Frau beobachtet Professor Charles Brown von der Tulsa University die amerikanischen Klippschwalben schon seit über 17 Jahren, doch so etwas hatte er noch nie gesehen. Im Mai 1996 war das Wetter kalt und feucht. Sechs Tage lang flogen keine Insekten und so verhungerten rund 30 000 Vögel, die Hälfte der gesamten Population. Der Vergleich von toten und überlebenden Tieren lieferte erstaunliche Ergebnisse, wie Professor Brown bemerkt: "Interessanterweise waren kurze Flügel und Schwänze von Vorteil. Außerdem sieht es so aus, als wäre es ein großer Vorteil, während solcher Wetterereignisse groß und symmetrisch zu sein."

Symmetrie wird im Zusammenhang mit der Partnerwahl diskutiert. So ist für eine ganze Anzahl von Arten, mit Einschränkungen auch für den Menschen, belegt, daß die Weibchen symmetrische Männchen attraktiver finden. Soziobiologen glauben, daß der Grad der Symmetrie eine Art Aushängeschild ist, an dem die Weibchen die verborgenen Qualitäten ihrer Verehrer ablesen können. Die Beobachtungen am Platte River zeigen jetzt zum ersten Mal unter natürlichen Bedingungen, daß die symmetrischen Männchen tatsächlich den Schnabel vorn haben, was nach Charles Brown auch an den besseren aerodynamischen Eigenschaften liegen könnte.

Durch die Schlechtwetterperiode sind die Klippschwalben fast über Nacht im Durchschnitt größer und symmetrischer geworden und diese Veränderung vererbt sich auch in den folgenden Generationen. Professor Brown ist sich aber nicht sicher, ob er wirklich die Schwalbenevolution im Schnelldurchlauf beobachten konnte: "Wenn es keinen Selektionsdruck in die andere Richtung gäbe, dann sollten die Vögel nach jedem dieser Wetterereignisse größer und größer werden. Es ist aber möglich, ja sogar wahrscheinlich, daß es andere Umwelteinflüsse gibt, die einen kleineren Körper bevorzugen."

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