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News: Fettstoffe beeinflussen die Ionenkanäle von Zellen

Forscher von der Universität Tübingen haben in Zellen der Bauchspeicheldrüse einen neuen Mechanismus entdeckt, mit dem der menschliche Körper seinen Blutzuckerspiegel reguliert. Eine zentrale Rolle spielen dabei sogenannte Ionenkanäle der Zellen, die es Ionen erlauben, die Zellmembran zu durchdringen. Nach den Ergebnissen der Wissenschaftler können bestimmte Lipide die Durchlässigkeit der Ionenkanäle beeinflussen und so den Insulinausstoß regulieren.
"Ionenkanäle sind Proteine in der Zellmembran und ähneln ein wenig Donuts", erklärt Thomas Baukrowitz vom Physiologischen Institut der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Es gibt viele Arten von Ionenkanälen, die auf unterschiedliche Ionensorten reagieren. Die Tübinger Wissenschaftler hatten sich auf einen Ionenkanal in den Zellen der Bauchspeicheldrüse konzentriert. "Dieser Kanal ist für verschiedene Vorgänge im Körper wichtig, unter anderem für die Insulinausschüttung, er hat aber auch schützende Funktionen etwa beim Herzinfarkt oder Hirnschlag", berichtet Baukrowitz. Entscheidend bei allen diesen Vorgängen sei die Blockade des Ionenkanals durch Adenosintriphosphat (ATP), den Energieträger der Zelle. Steigt nämlich die zelluläre ATP-Konzentration, so bindet ATP vermehrt an den Kanal und schließt seine Pore. "Der Verschluß des Kanals bewirkt eine elektrische Umpolung der Zelle", erklärt Baukrowitz. "Die Umpolung ist dann für die Zelle das Signal zur Insulinausschüttung."

Die Forscher fanden nun heraus, daß bestimmte Fettstoffe, die sogenannten Membranlipide PIP und PIP2 den Ionenkanal beeinflussen. Sie regulieren die ATP- Empfindlichkeit des Kanals. Wie das geschieht, ist allerdings noch unklar. Womöglich bindet PIP an die gleiche Stelle im Ionenkanal wie ATP und hindert das ATP so an der Blockade, ohne den Kanal seinerseits zu schließen. Der elektronische Stimulus zur Erzeugung von Insulin bliebe dann aus. Die gleichen ATP-empfindlichen Ionenkanäle finden sich auch in den Herzmuskelzellen und im Gehirn. Dort erfüllen sie allerdings andere Funktionen und haben auch verschiedene ATP-Empfindlichkeiten – bislang ein ungeklärtes Phänomen. Die Tübinger Forscher liefern nun eine Erklärung: Unterschiedliche PIP- und PIP2-Konzentrationen in den Zellmembranen könnten der Grund sein.

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