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News: Ein Täßchen Tee zur rechten Zeit

Es gibt neue, wissenschaftlich fundierte Anhaltspunkte, daß grüner Tee - wie schon lange vermutet - für die Gesundheit förderlich ist. Nach neuen Untersuchungen hemmt eine Substanz im grünen Tee ein Enzym, welches für das Wachstum von Krebszellen erforderlich ist. Außerdem kann der Wirkstoff im Labor kultivierte Krebszellen ohne negative Auswirkungen auf gesunde Zellen abtöten.
Mit den Erkenntnissen der Wissenschaftler Dorothy Morré und D. James Morré von der Purdue University kann erstmals präzise erklärt werden, wie der im grünen Tee enthaltene Wirkstoff EGCG innerhalb einer Zelle arbeitet und den Krebs abwehrt. Die Ergebnisse wurden am 14. Dezember 1998 auf der 38. Jahrestagung der American Society for Cell Biology in San Francisco vorgestellt.

"Unsere Forschung zeigt, daß grüne Teeblätter einen hohen Anteil dieser Anti-Krebs-Substanz enthalten. Die Konzentrationen sind hoch genug, um eine gegen Krebs gerichtete Reaktion im Körper auszulösen", sagt Dorothy Morré.

Grüner Tee unterscheidet sich von schwarzem Tee oder anderen Sorten durch die Art und Weise, wie die Teeblätter nach der Ernte verarbeitet werden. Bei schwarzem Tee trocknen frisch gepflückte Blätter in Hallen, wo sie an der Luft oxidieren. Bei grünem Tee oxidieren die Blätter nicht, sondern sie werden gedämpft und gedörrt, um so die natürlichen aktiven Substanzen des Blatts besser zu konservieren.

Epidemiologen haben herausgefunden, daß Menschen, die mehr als vier Tassen grünen Tee pro Tag trinken, ein geringeres Risiko haben, an Krebs zu erkranken. Die Wissenschaftler waren sich jedoch nicht sicher, wie der Tee diese Wirkung hervorruft. Die Erkenntnisse der Forscher der Purdue University bestätigen diese Ergebnisse. Sie deuten nach Aussage von Morré ebenfalls darauf hin, daß vier Tassen grüner Tee pro Tag eine genügende Menge der aktiven Substanz enthalten, um das Wachstum von Krebszellen zu verlangsamen oder dem vorzubeugen.

Morré und ihr Mann zeigen in ihrer Studie, wie grüner Tee mit einem Enzym auf der Oberfläche vieler Arten von Krebszellen zusammenwirkt. Dieses NADH-Oxidase oder NOX genannte Enzym nimmt verschiedene Funktionen an der Zelloberfläche wahr. Es ist sowohl für das Wachstum von gesunden als auch von Krebszellen erforderlich.

"In gesunden Zellen wird das NOX-Enzym nur gebildet, wenn sie sich als Reaktion auf Wachstumshormone teilen", sagt Dorothy Morré. "Im Gegensatz dazu haben Krebszellen irgendwie die Fähigkeit erworben, die NOX-Aktivität jederzeit hervorzurufen." Man hat schon lange vermutet, daß diese überaktive Form von NOX, bekannt als tNOX – für Tumor-assoziiertes NOX –, für das Wachstum von Krebszellen lebensnotwendig ist. Medikamente, welche die tNOX-Aktivität hemmen, wirken auch als Inhibitor für das Wachstum von Tumorzellen in Kultur.

Die Wissenschaftler der Purdue University untersuchten, ob Teeaufgüsse – wenn die Substanzen in den Teeblättern in heißem Wasser extrahiert werden – sich auf die tNOX-Enzymaktivität auswirken. In Versuchen mit Zellkulturen und mit isolierten Zellmembranen fanden sie heraus, daß auch schwarzer Tee die tNOX-Aktivität bei Verdünnungen von einem Teil Tee auf 100 Teile Wasser hemmt. Die Aufgüsse von grünem Tee waren allerdings zehn- bis 100mal stärker. Sie hemmten die Aktivität von tNOX schon bei Verdünnungen zwischen einem Teil Tee pro 1 000 bis 10 000 Teile Wasser.

"Dieses Ergebnis deutet darauf hin, daß grüne Teeblätter einen hohen Anteil einer Substanz enthalten, die tNOX hemmt", erklärt Dorothy Morré. "Bei derartigen Konzentrationen der aktiven Substanz könnte man durch Trinken mehrerer Tassen grünen Tees pro Tag das Wachstum von Krebszellen im Körper hemmen."

Um die aktive Substanz zu bestimmen, prüften Morré und ihr Mann eine Anzahl von Substanzen, die man in Tee findet, einschließlich Epigallocatechin-3-Gallat, oder EGCG, einen Hauptbestandteil von grünem Tee. Sie führten ihre Studien an kultivierten Zellen und gereinigtem NOX-Protein in Lösungen durch. Dabei entdeckten sie, daß EGCG in der Lage war, die tNOX-Aktivität von Krebszellen schon bei geringen Mengen zu hemmen. Die NOX-Aktivität gesunder Zellen wurde jedoch nicht vermindert.

Die Morrés fanden auch heraus, daß EGCG das Wachstum krebsartiger menschlicher Brustzellen in der Kultur hemmte und diese sogar abtötete, gezüchtete, nicht krebsartige menschliche Brustzellen jedoch nicht behelligte. "In der Anwesenheit von EGCG konnten die Krebszellen nach der Teilung nicht wachsen oder sich vergrößern", sagt Dorothy Morré. "Vermutlich weil sie nicht die für eine Teilung erforderliche Mindestgröße erreichten, trat Apoptose, also ein Zellselbstmord, ein."

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