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News: Monarche in Gefahr

Feine chemische Spuren in den Flügeln von Monarchfaltern zeigen an, wo sie ihre geliebte Schwalbenwurz verspeisen, bevor sie nach Mexiko flattern, um dort zu überwintern. Wissenschaftler nehmen an, daß ungefähr die Hälfte dieser Schmetterlinge aus dem Mittleren Westen der USA kommt, der so genannten Kornkammer. Neue Maßnahmen zur Vernichtung der Schwalbenwurzgewächse in diesen Getreidefeldern würden nach Meinung der Forscher einen großen 'Blutzoll' bei den Faltern fordern.
In der wohl außergewöhnlichsten Insektenwanderung der Welt reisen jeden Herbst viele Millionen der orange- und schwarzfarbenen Schmetterlinge im Durchschnitt etwa 2 500 Kilometer vom östlichen Nordamerika bis zu einem einige Dutzend Hektar großen Gelände in den entlegenen bewaldeten Hügeln Mittelamerikas.

Forscher haben versucht, diese Migrationen zu verfolgen, indem sie winzige Markierungen an den Schmetterlingen befestigten. Die Chancen einen markierten Monarch (Danaus plexippus) wiederzufinden, sind jedoch offenkundig schlecht. Deshalb wußte niemand, ob jeder Überwinterungsort in Mexiko eine spezielle Gruppe der US-Population beherbergt, oder ob die Schmetterlinge willkürlich zu einer der Enklaven flatterten.

Die Nahrung der Schmetterlinge kann allerdings einen Hinweis auf den Ort ihrer Herkunft liefern. Schwalbenwurzgewächse und andere Pflanzen, die von den heranwachsenden Raupen verzehrt werden, enthalten Kohlenstoff- und Wasserstoffisotopenverhältnisse, die durch Regenfall und Klima der entsprechenden Gegend bestimmt werden. Deshalb untersuchten der Chemiker Leonard Wassenaar und der Biologe Keith Hobson von Environment Canada in Saskatoon, Saskatchewan, diese Merkmale in den Flügeln von Monarch-Faltern. Sie warben Helfer an, die Raupen "von Hand" mit Schwalbenwurz aufziehen sollten, und zwar an Stellen, die über deren gesamtes Brutgebiet verteilt waren. Dann verglichen sie die Isotopen in den Flügeln der erwachsenen Schmetterlinge mit denen, die von 597 toten Exemplaren an den Überwinterungsplätzen stammten.

Das Team entdeckte, daß die meisten mexikanischen Überwinterungsgebiete Schmetterlinge aus den verschiedensten Geburtsorten beherbergten (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 22. Dezember 1998, Abstract). Allerdings stammte die Hälfte der Monarch-Falter aus einer Grasnarbe im Mittleren Westen, die nur wenige hundert Kilometer breit ist und sich von Kansas und Nebraska durch Iowa, Illinois bis nach Ohio erstreckt. "Dies ist ein zeitlicher Schnappschuß des Jahres 1997. Wir wissen nicht, ob er das historische Muster widerspiegelt", sagt Wassenaar. Trotzdem, so glaubt er, stellt sich die Frage, ob neue Herbizid-resistente Getreide- und Sojapflanzen – die es Farmern ermöglichen, Schwalbenwurz später in der Wachstumssaison abzutöten – schließlich Millionen von Monarch-Faltern das Leben kosten könnten.

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