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News: Ein Erden-ähnlicher Planet als Mikrolinse?

An die 20 potentielle Planeten außerhalb unseres Sonnensystems wurden bisher entdeckt. Bedingt durch die Suchmethode handelt es sich bei ihnen allen um wahre Schwergewichte, die über mindestens soviel Masse verfügen wie der Jupiter. Ein internationales Astronomenteam hat jetzt nach eigenen Angaben mit einer grundverschiedenen Technik Erfolg gehabt: Sie haben einen Planeten entdeckt, der etwa so groß wie die Erde ist und seinen Zentralstern in einem ähnlichen Abstand umkreist.
Es gibt mehrere Wege, nach Planeten außerhalb des Sonnensystems Ausschau zu halten. Am erfolgreichsten war bislang das Verfahren, nach periodischen Positionsschwankungen von Sternen zu suchen. Verfügt ein Stern nämlich über einen oder mehrere Planeten, dann beeinflussen die Himmelskörper über ihre Gravitation gegenseitig ihre Bahnen. Wie ein Hammerwerfer, der sich unter der Fliehkraft seines Sportgerätes auf einer groben Kreisbahn bewegt, so vollführt auch der Stern, von den Planeten angezogen, ausgleichende Bewegungen um den gemeinsamen Schwerpunkt. Befindet sich das System hinreichend nah an der Erde und sind die Planeten groß genug, so läßt sich anhand peinlich genauer Messungen auf die Anzahl, Größe und Entfernung der Begleiter schließen. Auf diese Weise wurden bereits ungefähr zwanzig extrasolare Planeten entdeckt, und es kommen ständig neue hinzu.

Mit dieser "Doppler-Wobble" genannten Methode können jedoch nur Riesenplaneten, die mindestens die Masse des Jupiters haben, nachgewiesen werden. Zudem müssen sie sich auf recht engen Umlaufbahnen bewegen, und das gesamte Sternensystem darf nicht zu weit von der Erde entfernt sein. Bedingungen wie auf unserem Heimatplaneten und vielleicht sogar Leben darf man daher auf den bereits bekannten Planeten nicht erwarten.

Ian Bond vom Mount John University Observatory in Neuseeland und seine Kollegen wählten darum ein anderes Verfahren, das den sogenannten Mikrogravitationslinseneffekt nutzt. Dazu wird ein weit entfernter Hintergrundstern gewählt, dessen Helligkeit sehr genau beobachtet wird. Bewegt sich dann ein anderer Stern sehr nahe an der Verbindungslinie zwischen der Erde und dem Hintergrundstern vorbei, so lenkt er aufgrund seiner Gravitation jenes Licht, das eigentlich an der Erde vorbeigehen würde, wie eine Linse in unsere Richtung. Ein Beobachter stellt in solch einem Fall fest, daß der Hintergrundstern plötzlich und für kurze Zeit ein wenig heller wird. Wird der "Linsen-Stern" von einem Planeten umkreist, wirkt dieser wie ein Fehler in der sonst scheinbar punktförmigen Linse: Die Astronomen auf der Erde registrieren Abweichungen von der idealen Veränderung der Helligkeit. Daraus können sie in etwa die Masse und Entfernung des Planeten von seinem Zentralstern berechnen.

Die Forscher am Mount Stromlo Observatory in Australien erklärten auf der Tagung der American Astronomical Society, mit dem Mikrogravitationslinseneffekt einen Planeten entdeckt zu haben, der ungefähr so schwer wie die Erde ist und sich um einen Stern bewegt, der etwa so heiß wie die Sonne ist (Abstract). Auch der Abstand zwischen den beiden Himmelskörpern soll der Distanz Erde-Sonne entsprechen. Noch sind die Daten nicht wissenschaftlich publiziert. Doch wenn die Beobachtung sich bestätigen sollte, dann wäre das "ein Durchbruch auf der Suche nach extrasolaren Planeten", sagt Jakob Staude vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg. Und die Erde hätte sowas wie einen entfernten Verwandten in 25 000 Lichtjahren Entfernung.

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