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News: Zweifel an den afrikanischen Wurzeln

Die weit verbreitete Ansicht, daß alle modernen Menschen von einer kleinen Population in Afrika abstammen, könnte falsch sein. Die sogenannte "Out of Africa"-Hypothese besagt, daß in Afrika eine einzelne Gruppe moderner Menschen entstand. Nach neuen genetischen Untersuchungen hatten sich aber zwei menschliche Populationen entwickelt, bevor unsere Vorfahren den Sprung zum modernen Menschen machten.
Die Populationsgenetikerin Jody Hey und der Anthropologe Eugene Harris von der Rutgers University in Piscataway, New Jersey, benutzten DNA-Proben von Menschen aus acht Populationen – jeweils einer französischen, chinesischen, vietnamesischen, mongolischen und vier afrikanischen – die über den gesamten Erdball verteilt waren. Das Duo untersuchte die Versionen des Gens PDHA1 (Pyruvatdehydrogenase, E1 alpha Polypeptid 1), das seit fast zwei Millionen Jahren existiert. Damit ist es deutlich älter als die ersten "richtigen" Menschen. Auf der Grundlage der Sequenzunterschiede zwischen den Genvarianten konstruierten die Forscher einen Stammbaum für das Gen. Durch Vergleich der menschlichen Sequenzen mit den PDHA1-Genen von Schimpansen, die sich vermutlich vor 5 Millionen Jahren vom menschlichen Entwicklungszweig abgespalten haben, berechneten sie außerdem die Mutationsrate (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 16. März 1999, Abstract).

Die Verwandtschaftsbeziehungen zeigen, daß alle modernen Varianten des Gens auf zwei Urtypen zurückgehen. Aus einem entwickelten sich mehrere moderne Versionen, die man nur unter Afrikanern antrifft. Der andere Urtyp entwickelte sich zu einer Variante, die heute bei einigen Afrikanern vorkommt, und einer anderen, die sich vor etwa 200 000 Jahren nochmals in zwei Versionen aufspaltete, welche in modernen Menschen nichtafrikanischer Herkunft zu finden ist. Außerdem entdeckte das Team einen sogenannten "festen Unterschied" zwischen den afrikanischen und nichtafrikanischen Proben: An einer Stelle in der Sequenz besaßen alle Afrikaner ein bestimmtes Nukleotid, die Nichtafrikaner dagegen ein anderes. Dies ist das erste Mal, daß ein regionaler fester Unterschied in einem menschlichen Gen gefunden wurde, was "ein deutlicher Hinweise für eine historische Spaltung" in der menschlichen Population ist, sagt Hey.

Um die "Out of Africa"-Hypothese endgültig zu Fall zu bringen, sind allerdings noch weitere Untersuchungen nötig. Die Frage, wann und wo sich die menschlichen Populationen entwickelt haben, ist wohl noch nicht geklärt.

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