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News: Ein Planeten-Trio gleich um die Ecke?

Astronomen von vier Forschungsinstitutionen haben übereinstimmend gewichtige Hinweise auf ein extrasolares Planetensystem gefunden. Es handelt sich dabei um den 44 Lichtjahre entfernten Stern ypsilon Andromedae, der nach den bisherigen Beobachtungen und Rechnersimulationen drei Planeten mit Massen zwischen dreiviertel und dem Vierfachen der Jupitermasse besitzt. Sollten sich die ermittelten Daten der Planeten als zutreffend erweisen, könnte das die bisherigen Auffassungen über die Bildung von Planetensystemen durcheinanderbringen.
Zum ersten Mal konnten Wissenschaftler die Entdeckung eines extrasolaren Planetensystems vermelden. Unregelmäßigkeiten der Bewegung des Sterns ypsilon Andromedae ließen sich nur durch die Annahme weiterer Planeten erklären. Bereits 1996 hatten Geoffrey Marcy und R. Paul Butler von einer Arbeitsgruppe an der San Francisco State University den nächsten Planeten dieses Sterns nachgewiesen. Nach elf Jahren Teleskopbeobachtungen vom Lick-Observatory in Kalifornien aus, konnten nun die Auswirkungen zweier weiterer Planeten aus den Daten ermittelt werden.

Unabhängig davon haben auch Astronomen des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge (Massachussetts) und des High Altitude Observatory in Boulder (Colorado) die beiden Planeten gefunden und ermittelten ähnliche Daten für die Form der Umlaufbahnen und die Größe der Planeten. Der innerste der drei Planeten besitzt demnach eine Masse, die mindestens dreiviertel der Jupitermasse entspricht. In einer Entfernung von nur 0,06 Astronomischen Einheiten (eine Astronomische Einheit sind 149 597 870 Kilometer) umläuft dieser Planet den Stern alle 4,6 Tage. Der mittlere Planet besitzt etwa die doppelte Jupitermasse und benötigt 242 Tage für einen Umlauf auf seiner Bahn in etwa einer Entfernung von 0,83 Astronomischen Einheiten. Der äußerste Planet schließlich ist mit über vier Jupitermassen am größten und beendet einen Umlauf in der Entfernung von 2,5 Astronomischen Einheiten etwa alle 3,5 bis 4 Jahren.

Die überraschende Entdeckung wirft einige Fragen auf. Warum sagt keine bestehende Theorie die Bildung so vieler großer Planeten um einen Stern voraus? Und handelt es sich tatsächlich um Planeten? Sollte dies der Fall sein, so müssen sich die Wissenschaftler der unbequemen Frage stellen, wie ein solches Planetensystem entstanden sein könnte. "Nach den bisherigen Bild können sich große Gasplaneten nur mindestens vier Astronomischen Einheiten entfernt von einem Stern bilden, wo die Temperaturen niedrig genug sind, um Eis kondensieren zu lassen und den Prozeß der Planetenbildung zu ermöglichen", sagt Timothy Brown vom High Altitude Observatory. Vielleicht haben sich die Planeten nahe ihres Zentralsterns gebildet oder haben sich wie Billardkugeln nach einem Stoß auseinanderbewegt und gelangten so von einer größeren Entfernung in ihre aktuellen Umlaufbahnen.

Ob sich noch weitere, kleinere Planeten um ypsilon Andromedae befinden oder diese in den heftigen gravitativen "Kämpfen" zwischen den drei großen Planeten zerstört wurden, läßt sich mit der bisherigen Beobachtungsgenauigkeit nicht entscheiden. Die Astronomen richten deshalb ihre Hoffnungen auf den Start der Space Interferometry Mission (SIM) im Jahre 2005, die fünf Jahre lang Aussicht nach Planeten von Erdgröße halten soll.

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