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News: Akustische Katzenaugen

Pflanzen besitzen bunte Blüten nicht wegen des Muttertages - vielmehr wollen sie von Insekten, Vögeln und Fledermäusen bestäubt werden. Doch was tun, wenn sich die Lockopfer nicht durch Farben beeindrucken lassen? Hunderte tropischer Pflanzen lösten das Problem und lotsen Fledermäuse statt durch Farben mit Klang. Dabei hilft ihnen ein speziell geformetes Blütenblatt, das Ultraschall gezielt reflektiert.
Eine dieser Pflanzen ist Mucana holtonii, ein Wein aus Zentral- und Südafrika, der von Fledermäusen bestäubt wird, die sich im Gegenzug von seinem Nektar ernähren. Die Tiere orientieren sich mit Hilfe von Ultraschall, den sie selbst aussenden. Dagmar und Otto von Helversen von der Universität Erlangen beschreiben nun in Nature vom 29. April 1999, womit es den Pflanzen gelingt, auf sich aufmerksam zu machen: Ein spezielles Blütenblatt, das Vexillum, ist so geformt, daß es den Ultraschall besonders gut reflektiert. Der akustische Hohlspiegel zieht Fledermäuse an, die an der Quelle der Ultraschall-Antwort reichlich Nektar vermuten. Er formt sich erst, wenn die Pflanze zur Bestäubung bereit ist.

Den Forschern gelang es nachzuweisen, daß wirklich der reflektierte Ultraschall und nicht Geruch oder Aussehen die Tiere anlockt. So wurden die Fledermäuse nicht auf Pflanzen aufmerksam, denen das Vexillum entfernt wurde, oder bei denen ein Baumwollbausch die Reflexion verhinderte. Obwohl die Pflanzen genügend Nektar und Pollen besaßen, wurden sie von den Tieren ignoriert. Ferner ergaben Untersuchungen mit künstlichem Ultraschall, daß das Blatt mit seinen zwei Zentimetern Duchmesser die perfekte Größe und Gestalt besitzt, um die Signale kraftvoll zurück zur Quelle zu senden.

Andere Arten des Mucana-Weines, die nicht von Fledermäusen bestäubt werden, besitzen auch kein konkaves Vexillum. Die ausgeklügelte Geometrie scheint sich also im Laufe der Evolution speziell dem Sonar-System der Tiere angepaßt zu haben.

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