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News: Vom Raucher zum Nichtraucher

Für den einen ist es die Gesundheit, für den anderen das ständige Nörgeln der Nichtraucher und vielen wird's einfach zu teuer: Mehr und mehr Raucher denken daran, den Glimmstengel für immer aus der Hand zu legen. Das ist jedoch meist leichter gesagt als getan. Unterschiedliche Entwöhnungs-Strategien wurden im April 1999 auf einer internationalen Konferenz in San Diego zusammengetragen.
"Wenn ich aufhören will zu rauchen, dann kann ich das jederzeit ohne Probleme…" ist eine weitverbreitete Meinung unter Rauchern. Daß der Weg des Aufhörens jedoch nicht ganz so einfach ist, wissen viele Betroffene nach dem ersten gescheiterten Versuch. Im Durchschnitt hat jeder Raucher mindestens zweimal in seinem Leben ernsthaft versucht, von seiner Nikotinsucht loszukommen. Vom 23. bis 28. April 1999 tagten Experten auf einer internationalen Konferenz der American Lung Association und der American Thoracic Society in San Diego. Sie gingen der Frage nach, wie man den Süchtigen helfen kann und wie effektiv die unterschiedlichen Strategien sind.

Eine überraschend wirksame Methode fanden N. Buckshee und seine Kollegen vom Cornell Medical Center in New York. Sie führten bei 71 starken Rauchern ein Computertomogramm der Lunge durch. Diese Untersuchung galt der frühen Entdeckung eines möglichen Tumors und hatte zunächst nicht zum Ziel, die Raucher von ihrem Laster zu befreien. Zu ihrem Erstaunen stellten die Forscher jedoch fest, daß auch ein Jahr nach der Untersuchung 59 Prozent der Patienten das Rauchen aufgegeben oder ihren Nikotinkonsum reduziert hatten. Im Vergleich zu den herkömmlichen Rauchentwöhnungsprogrammen ist diese Erfolgsrate sehr hoch. Die Methode ist jedoch sicherlich nicht allgemein anwendbar.

Anders verhält es sich mit Nikotinpflaster, die in jeder Apotheke erhältlich sind. R. P. Perng und seine Mitarbeiter vom Veterans General Hospital-Taipei in Taipei verschrieben dreißig starken Rauchern ein solches Pflaster. Es wird auf den Arm geklebt und gibt über die Haut Nikotin an den Körper ab. Somit verhindert es das Auftreten schwerer Entzugserscheinungen und kann so die erste Phase der Rauchentwöhnung erleichtern. 32 weitere starke Raucher erhielten ein Placebo-Pflaster, das kein Nikotin an den Körper abgab. Nach sechs Wochen hatten 63 Prozent der mit einem Nikotinpflaster Behandelten das Rauchen aufgegeben, und auch nach einem Jahr waren noch dreißig Prozent abstinent. Im Gegensatz dazu verzichteten lediglich dreißig Prozent in der Placebogruppe auf ihre Zigarette. Nach einem Jahr waren es nur noch neun Prozent. Diese Daten zeigen, daß ein Nikotinpflaster eine Hilfe bei der Rauchentwöhnung sein kann.

Ähnliche Ergebnisse erzielte die Arbeitsgruppe um C. T. Bolliger vom Universitätsklinkum Basel, die bei Rauchern statt eines Nikotinpflasters einen Nikotininhalator einsetzte. Nach vier Monaten hatten 26 Prozent der Nikotininhalator aufgehört zu rauchen oder ihren Zigarettenkonsum um fünfzig Prozent reduziert. In der Vergleichsgruppe, die statt Nikotin ein unwirksames Placebo inhalierten, hatten lediglich neun Prozent der Probanden dieses Ziel erreicht.

Dies alles zeigt zwar, daß der Ersatz der Zigarette durch Nikotin hilfreich sein kann, doch erscheint der Erfolg insgesamt beschränkt. Einen anderen Weg beschritten daher Larry Jamner und seine Mitarbeiter von der University of California in Irvine. Sie analysierten Situationen, in denen vermehrt geraucht wird. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, daß Ärger, Angst und gesteigerte Aufmerksamkeit Raucher doppelt so häufig zur Zigarette greifen läßt. Daneben rauchen Männer vermehrt, wenn sie traurig oder erschöpft sind, Frauen dagegen, wenn sie glücklich sind. Die Forscher hoffen, Rauchern dieses Verhalten deutlich machen zu können. Dann können Wege erarbeitet werden, Alltagsprobleme zu lösen, ohne zur Zigarette zu greifen.

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