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News: Sonnenlicht macht alte Menschen munter

'Der frühe Vogel fängt den Wurm', heißt es im Sprichwort. Für viele Menschen ist das frühe Aufwachen ein vertrauter, wenngleich unangenehmer Teil ihres Tagesablaufs. Eine neue Studie deutet darauf hin, daß gesunde ältere Menschen zwar dazu neigen, früh aufzustehen, sie aber denselben inneren Tageszyklus wie junge Menschen haben. In beiden Altersgruppen ermittelte die Studie einen Tagesrhythmus von etwas über 24 Stunden, im Gegensatz zu bisheriger Auffassung, der zufolge zunächst der Tageszyklus 25 Stunden umfaßt, im Alter jedoch abnimmt.
"Vorigen Studien zufolge dauerte der circadiane Zyklus beim Menschen 25 Stunden. Unsere Studie zeigt, daß er wesentlich näher an der 24-Stunden-Marke liegt, wobei es nur minimale Unterschiede zwischen den einzelnen Individuen gibt. ... Bei Alt und Jung ist der Tageszyklus durchschnittlich 24 Stunden und 11 Minuten lang", erklärt Charles A. Czeisler von der Harvard Medical School. "Dennoch wachen Senioren tendenziell früher auf, denn die Stunden des erholsamen Schlafes sind – relativ zum Tageszyklus – viel weniger geworden."

An der Studie, die am 25. Juni 1999 in Science veröffentlicht wurde, nahmen insgesamt 24 Männern und Frauen in zwei Altersgruppen teil: Elf Personen mit einem Durchschnittsalter von 23,7 Jahren wurden der jüngeren Gruppe zugeordnet, die übrigen dreizehn der Gruppe älterer Menschen um 67,4 Jahre. Während die Forscher die Länge des Tageszyklus maßen, achteten sie mittels etlicher sorgsam erdachter Techniken darauf, jene Faktoren zu minimieren, die den inneren Rhythmus beeinflussen könnten, wie zum Beispiel die Lichteinstrahlung.

Bei Menschen und vielen Tieren arbeitet der circadiane Schrittmacher auf einer 24-Stunden-Basis und regelt unter anderem den Schlaf. Diese innere Uhr befindet sich im Hypothalamus des Hirns, im suprachiasmatischen Kern. Bei den meisten von uns, so die Studie, nimmt der Drang zu schlafen während des Tages zu und erreicht gegen 21 oder 22 Uhr seinen Höhepunkt. Zu dieser Zeit beginnt die Körpertemperatur zu sinken. Wenn sie gegen vier Uhr früh dagegen wieder steigt, nimmt auch die Wahrscheinlichkeit aufzuwachen zu. Zusätzlich produziert die Zirbeldrüse während der Nacht hohe Dosen an Melatonin. Diese Melatoninsekretion wird durch mehrere Faktoren beeinflußt: natürliche wie Licht, aber auch durch viele verbreitete Medikamente. Einfallendes Sonnenlicht bedingt somit einen chemischen Prozeß, durch den der Mensch vom Schlaf- in den Wachzustand überwechseln kann.

Die Studie belegt unter Berücksichtigung verschiedener schlafbeeinflussender Faktoren, daß Veränderungen im Tageszyklus mit dem Alter nicht unausweichlich sind. Sich wandelnde Lebensgewohnheiten und -umstände, wie Reisen, künstlihes Licht oder Krankheit können das Schlafverhalten gleichermaßen beeinflussen. Ältere Menschen werden daher möglicherweise nicht im Schlaf gestört, sondern ihr Schlaf erreicht einfach eher sein Maximum.

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