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News: Der kleine, starke, schwarze Schutz vor radioaktiver Strahlung

Der Genuß von Kaffee könnte vor Gesundheitsschäden durch Radioaktivität schützen - das schließen indische Wissenschaftler aus Untersuchungen an Mäusen. Die Tiere hatten eine tödliche Strahlungsdosis überlebt, nachdem ihnen zuvor Koffein gespritzt wurde. Der Nachteil an der Sache ist - ein Mensch müßte schon einhundert Tassen der schwarzen Droge trinken, um den gleichen Schutz zu erhalten.
Die Forscher vom Bhabha Atomic Research Centre in Bombay spritzten 471 Versuchstieren unterschiedliche Mengen an Koffein und setzten sie dann einer Strahlung von 7,5 Gray (750 Rad) aus. Diese Dosis führt beim Menschen zu schweren Gesundheitsschäden und ist für Mäuse in der Regel tödlich. Siebzig Prozent der Tiere, die eine Stunde vor der Bestrahlung achtzig Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht erhalten hatten, lebten auch nach 25 Tagen noch. Die 196 Artgenossen, denen kein Koffein gespritzt wurde, starben dagegen.

Die Mehrzahl der Mäuse überlebte auch bei Koffeingaben von einhundert Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Ebenso reichte es aus, das Koffein eine halbe Stunde vor der Bestrahlung zu injizieren. Die niedrigere Dosis von fünfzig Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und auch eine Spritze nach der Bestrahlung konnte den Tod der Tiere jedoch nicht verhindern.

Kachadpillill C. George, der Leiter des Teams, verweist auf frühere Studien, wonach Koffein – 1,3,7-Trimethylxanthin – mit den Hydroxyl-Radikalen reagiert, die bei der Bestrahlung von Zellen entstehen. Diese Radikale schädigen die Zellen und unterbinden lebenswichtige Körperfunktionen wie zum Beispiel die Blutbildung durch das Knochenmark. Die Zerstörung des Knochenmarks war auch die hauptsächliche Todesursache bei den bestrahlten Mäusen.

Ein besseres Verständnis der Schutzwirkung des Koffeins könnte auch zu Fortschritten in der Strahlentherapie bei Krebs führen, meint er. Andere Wissenschaftler sind dagegen vorsichtiger bei der Interpretation der Ergebnisse, die am 2. Juni 1999 im Journal of Radiological Protection veröffentlicht wurden. Peter O'Neill von der Medical Research Council's Radiation and Genome Stability Unit in Harwell stimmt der Ansicht von George zu, daß Koffein mit den Hydroxyl-Radikalen reagiert. "Aber es könnte sein, daß man sehr hohe Konzentrationen benötigt, um die Zellen vor den Radikalen zu schützen", sagt er.

Eine Tasse frischen Kaffees enthält normalerweise achtzig bis hundert Milligramm Koffein, löslicher Kaffee sogar etwas weniger – nach Audrey Baker vom European Coffee Science Information Centre in Oxfordshire. Eine Person, die siebzig Kilogramm wiegt, müßte daher mindestens einhundert Tassen Kaffee trinken, um dieselbe Dosis zu bekommen wie die Mäuse.

George ist sich der Schwierigkeiten bewußt, die eine Übertragung seiner Versuchsergebnisse auf den Menschen mit sich bringt. Er weist aber darauf hin, daß die Ergebnisse vermuten lassen, daß Kaffee zumindest eine gewisse positive Wirkung im Schutz gegen radioaktive Strahlung haben könnte.

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